Das Passaratti BSE Kuh-Pee war das erste Auto, das eine größere Öffentlichkeit wahrgenommen hat – und das erste, das es in die Zeitung geschafft hat. Und ich meine jetzt keinen Unfallbericht in der lokalen Presse. Als ich 1996 mit dem Bock auf dem VW Forum war, gönnte mir die VW Scene ein Bild im Bericht:
Doch fangen wir von vorne an. Am Anfang stand mal wieder eine Kleinanzeige. Da wurde ein Variant LS angeboten. Ich rechnete mit einem VW Passat Variant. Sehr naiv 😉
Kilometerstand niedrig, fast 2 Jahre TÜV – klang doch gut. Also habe ich mir ihn angesehen. Irgendwie hatte jemand 2 Türen geklaut und das Heck abgeschnitten. Das war ne astreine Limo mit großer Heckklappe. Auch gut. Der Wagen machte einen guten Eindruck, nur ein Kotflügel vorne war durch, das war?s. Handeln ließ der Verkäufer nicht mit sich, aber der Preis war ja auch ok. Was für mich damals nicht ok war, war die Farbe: merianbraun – im Volksmund auch kackbraun genannt. Das ging für mich damals garnicht. BTW: Ich hab nie zuvor und auch nie danach bewußt einen zweiten merianbraunen 32er Passat gesehen….
Ich machte aus der Not eine Tugend. Ich besorgte einen Kotflügel auf dem Schrott und begann das Braun zu interpretieren und lackierte die Karre wie eine braun-gescheckte Kuh.
Ich achtete darauf, daß jede Anschlußkante zu den vorderen Kotflügeln weiß war, damit man den anderen auch hätte wechseln könnte und auf dem Kotflügel vom Schrott lackierte ich die Flächen mit schokoladenbraun – natürlich Baumarktlack, natürlich gerollt. Zudem bekam der Wagen noch ein paar Gags.
So waren die Bezeichnungsschilder am Heck angepaßt – waren nur geplottete Aufkleber, aber das taugte.
Durch den Kühlergrill ragte eine Kuh.
Eine ähnliche Kuh landete am HBZ, der Luftfilterdeckel war weiß lackiert mit einem Milchettiket drauf und die Kühlerpappe habe ich durch ein weiß lackiertes Blech mit der Aufschrift Kuh-Pee ersetzt.
Das Blech hatte noch eine andere Funktion: Das versteckte den Außenlautsprecher. Im Handschuhfach hatte ich da so ein kleines Gerät. Das konnte neben diversen Sirenen und Durchsagen übers Mikro vor allem eines: Tierstimmen. Und ja, es war auch ein Kuh Muhen dabei.
Die Spiegel versetzte ich nach oben an den Türrahmen, wie ich es bei Käfern und Hot Rods so cool fand – der Bierdosenhalter war nur bei Autotreffen an der Fahrertür.
Und was sieht man noch schön auf dem Bild – ja, der Wagen hatte Ausstellfenster ab Werk. Einem Detail, das ich damals nicht besonders spektakulär empfand, denn der 1978er 32er, den mein Vater einmal fuhr, hatte die schließlich auch.
Der Wagen war in dem Outfit natürlich bekannt, wie ein bunter Hund eine bunte Kuh. Er hatte so einen gewissen Freibrief durch den Niedlichkeitsfaktor. Wie eine angeschossene Sau durch die Stadt brettern, Leute schneiden und danach neben der betroffenen Person an der Ampel stehen provoziert lautes Fluchen der anderen Seite. Wenn man dann aber achselzuckend den Knopf im Handschuhfach betätigt und das Auto “Muh” schreit wich das meist einem Lachen.
Nur weil der Wagen relativ wenig gelaufen hatte, war das keine Garantie gegen Pannen – sie hielten sich aber wirklich in Grenzen. Nur der Vergaser machte Anstalten bei der Heimfahrt von einem Treffen – ich denke, das war das VW Forum 96. Ich blieb gleich 2x wegen des Vergasers liegen. 1x half mir einer aus der Passat Kartei, das zweite Mal war es so spät nachts, daß ich mich nicht mehr traute, einen Bekannten anzurufen. Also holte ich den ADAC. Der reparierte den Wagen und stellte mich vor 2 Alternativen: Entweder ich müsse die Pannenhilfe bezahlen, oder ich trete in den ADAC ein. So wurde ich an der Autobahn nachts um 2 Uhr Mitglied im ADAC – eine Entscheidung, die ich bis zum heutigen Tag nicht bereut habe.
Apropos VW Forum: zu dem Treffen wurde der Wagen noch besonders geschmückt: Ich klebte einen Schwanz hinten an die Heckklappe und habe einen rosa Gummihandschuh aufgeblasen und unters Auto gebunden. Meine Kuh hatte 5 Zitzen :.
Ich war damals Student. Ich studierte an der FH Mainz, was natürlich nicht ausschloß, auf den Unicampus zu fahren und dort an Unifeten zu partizipieren. Und an einem Donnerstag war ich als Fahrer dran. Auf dem Campus ist Schrittgeschwindigkeit angesagt – aber nachts um 3 Uhr – who cares? Keine Ahnung, wie schnell ich war, aber man merkte, daß ich den Campus nicht kannte, als mein Beifahrer plötzlich die Gesichtsfarbe verlor und laut das Schreien anfing. War irgendwas, wie S-C-H-R-A-N-K-E!
Ich hatte vergessen, daß die Uni eine Schranke zur Ausfahrt hatte. Die öffnete automatisch, wenn man langsam ranfährt. Ich war schneller, obwohl ich voll in den Eisen stand. Und ich schaffte es um Schamhaaresbreite nicht ganz, den Wagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Die Schranke öffnete, jedoch noch nicht weit genug. Ich streifte sie mit dem Windschutzrahmen und das Ding knalle mir eine Delle ins Dach. Hmmmpf. Nennen wir es ehrlich erworbene, heldenhafte Kampfspur.
Weiter geht?s im zweiten Teil des Berichts…
immer wieder schön zu lesen,Geschichten,die das Leben schrieb.Weiter so
Wenn ich das recht sehe, wäre das ein netter Anlass im Frühjahr ein grosses Fusseltuner-Treffen in Mainz zu machen…15 Jahre Themenautos aus dem Hause KLE *jubel*
Ausgerechnet hier, wo man unter dem Beitrag zum Teil zwei klicken kann, verlinkst du den zweiten Teil im Text nochmal.
Mach das mal beim Panda oder die anderen Anfangsfahrzeugen, wenn du Zeit dafür findest. :)))