Intensiver kann man einen Wagen nicht Probe fahren. Ich habe meinen ersten Passat 32B über 4 Jahre lang und vielleicht 5.000km probegefahren, bevor ich ihn gekauft habe.
Und es war mal wieder ein Auto, das ich mir nicht wirklich ausgesucht habe. Man mag es nicht glauben – aber ICH wollte keinen Passat. Aber der Vorbesitzer, der sich übrigens mein Vater nennt, wollte es so. Irgendwie war meinen Eltern offenbar mulmig in der Magengegend, wenn ich immer mit solchen Seelenverkäufern, wie dem Scirosto unterwegs war und so bot er mir sein eigenes Auto weit unter Marktwert an. Der hatte den 1983 neu gekauft. Ein Fließheck in Cosmos Metallic, CL Ausstattung, innen in blau inkl. blauem Armaturenbrett, Formel E Ausstattung, bedeutete 5ganggetriebe, dezenter Front und Heckspoiler und Start-/Stoppautomatik. Ja – Start-/Stoppautomatik gab es schon 1983, auch wenn sie heutzutage als Innovation von manchen Herstellern gefeiert wird.
Ich hatte gerade mein Ausscheidergeld vom Bund erhalten und gab meinem Vater die 3.000,-DM für das 75 PS Geschoß.
Der Wagen wurde nicht einmal umgemeldet – auch ich fuhr in der Anfangszeit offiziell den Zweitwagen meines Vaters, um Versicherung zu sparen. Und die 907 hatte das Auto eh auf dem Kennzeichen. Der Pappsatt war der erste Familienwagen, der die 907 auf dem Kennzeichen trug. Wir hatten zu der Zeit 3 907er Passat in der Familie (das Haubenbild wird gleich noch erklärt).
Ich fuhr den Wagen erst einmal im Originalzustand. War ja nicht schlecht beieinander. Scheckheftgepflegt, null Rost, nur der eine hintere Radlauf hatte einmal einen abbekommen – das war der Sohn des Vorbesitzers, der Arsch :. Der hatte das aber mit morz schlechtem Gewissen das damals beigespachtelt und in Originalfarbe mit der Sprühdose beilackiert, da sah man nur beim näheren Hinsehen.
Mit dem Originalzustand bzw. dem guten Lack war es vorbei, als ich eine kleine dezente Party mit meinen engsten Freunden veranstaltete. Sprich: Wir verwüsteten in einer gigantischen Bottleparty an einem Sylvester mit ca. 1.500 Gästen einen Gemeindesaal. Als Veranstalter stand meine Karre direkt vor der Eingangstür. Und wenn so eine wilde Meute losgelassen wird, da wird die Tanzfläche schon einmal um meine Motorhaube erweitert. Schade, daß das ein Schotterbparkplatz war – ich hatte Kratzer bis zum Blech durch auf der Haube. Ich war damals auf einer Vorbereitungsschule für mein Grafikstudium und einer meiner Mitschüler experimentierte mit Airbrush – an dem Pappsatt das erste Mal auf einem Auto. Er zauberte mir einen Kaffeelöffel auf die Haube. Leider vertrugen sich die Lacke nicht wirklich miteinander – das Ganze war wie craqueliert am Ende – dafür hatte es nur das Material gekostet.
Ich fuhr jedes Wochenende von jener Schule nach Hause und eben Montag früh zurück nach Neustadt an der Waldnaab. Auf dieser Fahrt passierte dann ein glücklicher Unfall. Ein Rentner nahm mir die Vorfahrt und bretterte mir mit Anlauf ins hintere Seitenteil. Ich würde sagen – das hat sich gelohnt!
Der Rentner unterschrieb meinen Unfallbericht, ich fuhr in meine ehemalige Kaserne, die nur wenige Kilometer weiter war, ich dengelte das so weit raus, daß ich weiterfahren konnte und fuhr direkt zum TÜV für ein Schadensgutachten, das die Versicherung ohne mit der Wimper zu zucken bezahlte.
Loch durchgebohrt, Abschleppseil dran, rausgezogen. Ein Kumpel schweißte mir einen Reparaturradlauf einfach drüber, eine Tür vom Schrott und ein wenig Spachtel – das kostete nicht viel. Nicht mehr original, aber von der Versicherung kamen fast 3.000,-DM und ich hatte ein geschenktes Auto.
Und: Ich hatte einen Gestaltungsanlaß. Ich fing an, ein Streifendesign mit Sprühdosen zu zaubern inspiriert von amerikanischen Customs.
Mit dem Pappsatt war ich dann unter anderem beim 1. internationalen VW Forum in Castrop Rauxel. Dort war auch ein Beschleunigungsrennen. Ich hatte 165er Schlappen druff – könnten sogar Winterpneus gewesen sein – 75 Pferde, und? Mitfahren war angesagt. Und da es mir nicht auf Zeiten ankam, machte ich Show. Ich fuhr in Schlangenlinien, um am Ende leicht die Kontrolle zu verlieren und mir erneut die Beifahrerseite zu verdellern. Diesmal beide Türen – was ne Scheiße.
Ich lernte dort Olaf kennen, der kurz darauf die Passat Kartei Deutschland ins Leben rief. Und weil man mit Olaf so gut saufen konnte, wurde ich Mitglied Nummer 2. Olaf war auch der, der mich nach dem Treffen anrief, warum ich nicht bis zum Ende geblieben wäre – ich hätte nen Pokal gewonnen. Es gab tatsächlich eine Passatklasse und ich war dritter geworden – von 3 Teilnehmern. Ich hatte einen Pokalgewinner :.
Mit dem Bock kachelte ich immer kurz unter der Drehzahlgrenze quer durch Oberfranken. Auch der Motor hatte bei mir nix zu lachen. Hügelige Landstraßen, immer mußte ich der schnellste sein, geschaltet wurde, wenn der Motor am Kotzen war. So bekommt man sogar die ultrarobusten VW Reihenschlampen kaputt. Auf der Autobahn passierte es dann. Spontaner Leistungsabfall, Ölleuchte taucht den Innenraum in Rotlicht. Motor aus und auf den nächsten Parkplatz ausrollen lassen. Motorhaube auf, viel Ahnung hatte ich noch nicht von Motoren, aber daß aus dem Luftfilter Öl kam, diagnostizierte ich als nicht ganz so normal. Handy gab?s noch nicht, also kontaktierte ich über die Notrufsäule meinen Vater, der mit einem Freund kam und mich mit dem Abschleppseil nach Hause zog. Diagnose: Motorschaden. Mir war tatsächlich bei Kilometerstand von ca. 170.000km ein Kolben geplatzt.
Äh ja. Für die Motoren mußte man damals noch Geld ausgeben, aber ich hatte nicht lange zuvor einen 1977er Passat geschlachtet. Eine Schlachtung, die mir heute noch leid tut. Der Schlachter kostete 100 DM und ich habe nur den Motor ausgebaut und die Türgriffe abgeschraubt. Der Rest ging in die Presse – inkl. aller Zierteile, heilem Armaturenbrett etc. – ich hatte eben noch nix mit 32er Passat am Hut…
Den Motor wollte ich eigentlich in meinen VW 1600TL bauen, war teilzerlegt, weil ich ihn optisch aufhübschen wollte. Ich brauch einen Motor – nehmen wir doch den. Ich kombinierte naiver Weise den Block aus dem 77er Passat mit dem Kopf aus dem 83er Passat – aber das funktionierte tatsächlich trotz unterschiedlicher Motorkennbuchstaben. Auch der elektronische Verteiler vom 83er Passat pflanzte ich an den alten Block.
Beim Motorwechsel mitten auf der Gasse war die halbe Nachbarschaft beteiligt. An einen Balken gebunden hievten wir den Motorblock mit Muskelkraft in den Motorraum und erst da komplettierte ich den Motor. Aufgehübscht habe ich ihn auch ein wenig.
Der Motor hielt dann bis zum bitteren Ende.
Geliebt habe ich den Wagen nicht wirklich, auch wenn ich ihn mit diversem Kokolores immer weiter aufgepeppt habe.
Irgendwann fing der Vergaser an, Zicken zu machen. Eigentlich keine zu große Reparatur. Entweder Versager vom Schrott holen oder eben auf Fehlersuche gehen. Könnte durchaus sein, daß es nur das Leerlaufabschaltventil war – ich weiß es nicht mehr. Aber just zu dieser Zeit trat ein anderer Wagen in mein Leben in Form eines VW 1600 Variant Typ3. Und der hatte einen viel größeren Coolneßfaktor. Also wurde der Passat abgemeldet. Ich hatte inzwischen eine Doppelgarage in einer alten Fabrik gemietet und darin verschwand er dann. Ich wechsele die verdellerte Beifahrertür gegen eine vom Schrott und fing an, den Wagen komplett mit der Rolle zu lackieren. Irgendwann verließ mich dazu die Lust. Später parkte ich ihn um in einen anderen Bereich der Fabrik, die als Abstellhalle genutzt wurde. Damals kostete da ein Stellplatz nur 5.- DM oder 10,- DM/Monat. Da wurde er erst einmal vergessen…
Echt super die Stories zu den Autos, unbedingt mehr! 🙂