Eigentlich wollte ich meine Tour ausschließlich durch die neuen Bundesländer machen, aber da einer wegfiel und der Markus auf dem Weg zurück nach Mainz lag, fuhr ich bei ihm vorbei in Hochstadt. Ich nahm noch einen kleinen Umweg, denn der Wohnort meiner Familie lag ebenfalls auf dem Weg und wenn man schon einmal da ist, lässt man sich zu Mittag gut bekochen.
Markus schraubt derzeit nicht so viel. Er hat durchaus ein paar Fahrzeuge herumstehen, wollte mir aber einmal eine andere Welt zeigen.
Im Alltag fährt er einen Audi 80, was ja vollkommen ok ist.
Als er seine Normgarage öffnete, kam sein Sommerauto zum Vorschein: Ein Mazda MX5.
Ganz hinten in der Garage dann versteckt zwei Motorräder.
Hinter der Suzuki, die für ihn ein realisierter Jugendtraum ist, steht eine frühe Nachkriegszündapp. Die hatte er einst als Teilehaufen erworben und nach und nach wieder komplettiert.
Die Welt, die mir Markus aber zeigen wollte, war sine Motorsportseite. Früher fuhr Markus Rallye mit einem Golf 1. Irgendwann hängte er seinen Helm an den Haken, aber so wirklich losgelassen hat ihn das Thema nie, so dass er demnächst wieder als Beifahrer in den Sport einsteigt. Wir fuhren zu Hans, bei dem das Sportgerät – und einiges mehr – steht.
Gefahren wird mit einem Italo BMW M3.
In Italien wurden oder werden Autos über 2l besonders hoch besteuert, so dass BMW eine Variation des E30 für Italien baute mit 2l Motor, ohne Paustbacken etc. aber mit viel Motorsporttechnik. Für diesen Sport ideal, weil in der Klasse bis 2l gefahren wird.
Der Bock hat viele Modifikationen, wie Kunststoffhauben, Käfig etc. Der Motor hat weiterhin knapp 2l.
Besonderheit beim Schalten: Der Schaltknauf hat oben noch ein Gelenk. Winkelt man das ab, wird kurz die Zündung unterbrochen, man kann ohne Kuppeln durchziehen und spart so wichtige Zeit.
Diese Art zu schalten kostete einem Motor das Leben. Da passierte beim Schalten so ein winziger Fehler. Volle Drehzahl im 2. Gang und dann durchgerissen auf den ersten statt dem dritten. Der Wagen hat einen Computer, der alles aufzeichnet und das war der Highscore im BMW. Wenn ich mich recht erinnere 14.500 U/min. Und irgendwie ging das nicht lange…
Aber da wird schon der nächste Motor aufgebaut. Und dabei um jedes PS gekämpft, jede Lücke des Reglements ausgenutzt.
Neben dem Sportgerät fand sich bei Hans noch ein Serien M3. Und das ist heutzutage eine Wertanlage.
Und es stand noch ein Wagen mit M3 Maschine herum. Der mit einer 2,5l.
Ein Traum. Ein BMW 1502 mit E30 M Technik und auch noch in Orange.
Hätte ich direkt eingepackt, hätte ich gedurft.
Hans fährt schon länger im Motorsport und in der nächsten Halle stand etwas ganz Besonderes: Ein Treser TR1.
Dieses Auto kam nie über den Prototypenstatus hinaus, lediglich 23 Stück wurden gebaut, nur 4 davon hatten irgendwann eine Straßenzulassung und nur von 2 ist bekannt, dass sie noch zugelassen sind. Dies ist einer der zwei.
Hans hat ihn nicht nur gefahren in der einen Saison, in der eine Rennserie damit aufgelegt wurde, er hat ihn auch im Werk selbst zusammengeschraubt, denn damals fehlten Treser die Arbeiter, um das zu schaffen und so bauten die Teams damals ihre Fahrzeuge selbst zusammen im Werk.
Das Ganze ist ein Verbund von GFK und einem Aluminiumskelet, im Heck arbeitet ein modifizierter Golf 16V Motor mit einem Seilzuggetriebe aus einem Passat.
In dem Auto haben sowohl Hans, als auch sein Sohn geheiratet. Heute gehört er ihm nicht mehr, aber er hat ihn weiterhin in Pflege.
Der Sohn fährt übrigens auch Rallye, sein BMW – was sonst – steht neben dem Treser.
Weiter ging es beim nächsten Motorsportverrückten. Auch bei dem stand ein BMW M3 auf der Bühne. Man mutmaßt, der Gegner, bei dem er sich im letzten Rennen angelegt hat, hätte ein grünes Auto gehabt.
Ja, es gibt so Leute, da stehen im Freien Autos rum…
Eine Welt von Motorsporverrückten, mit denen man sich aber herrlich normal unterhalten kann.
Abend ging es dann zum nächsten aus der Motorsportclique zum Grillen. Und was steht da im Hochregal? Eine Golf 1 Karosse, aufgebaut für den Motorsport.
In dieser Halle, in der eigentlich LKWs gewartet werden, schraubte Markus in seiner aktiven Zeit mit eigenem Auto. Aber er kehrt ja jetzt als Beifahrer zurück.
Gegrillt wurde im Begehbaren Grill mit überdachter Terrasse daneben.
Gute Location für den letzten Abend, denn das Wetter war schon den ganzen Tag sehr durchwachsen.
Heute geht es zurück nach Mainz. Mal sehen, wie lange es braucht, bis ich all die Eindrücke alle verarbeitet habe, die ich sammeln konnte. Ich freue mich auf jeden Fall jetzt auf eines: Ausschlafen. Denn Schlaf kam die letzten 11 Tage irgendwie zu kurz, aber das aufbleiben hat sich jedes Mal gelohnt….
von diesem häßlichen Treser stand letztes Jahr erst einer in Ingolstadt (dann wohl der 2. noch angemeldete) am West Park zum Oldtimer Treffen “alte Liebe rostet nicht” meine ich… Hab den sogar fotografiert, aber nur weil selten und nicht schön! 😉
Tolle Spielzeuge haben die Jungs da,gut mit dem Treser kenne ich mich nicht aus ob die Technik die Optik rechtfertig keine ahnung aber die anderen Autos sind klasse.
Der 1502 ist wohl mindestens ein 1602, da er Zierleisten hat. 🙂
@Hessi
Das ist natürlich 100% korrekt. Motor kann man nachrüsten, Zierleisten nicht 😉