Ich weiß gar nicht mehr, was es war, aber vor geraumer Zeit war ich in Mainz in der Stadt abends unterwegs und irgendwas war an dem Fahrrad nicht in Ordnung, so dass ich es nach Hause schieben musste. Seitdem stand es ungenutzt auf dem Hof. Ich hatte ab und an Situationen, da wäre ein Rad praktisch gewesen, aber es war ja kaputt und bis ich es repariert hätte, war ich auch schon gelaufen.
Ich habe den gestrigen Feiertag genutzt, es mal wieder zu reaktivieren.
Die Kette war ab, das Hinterrad schief im Rahmen, so dass es schliff – ach ja, das war es. Luft musste ich aufpumpen, Gangeinstellung revidieren, aber da war noch mehr. Der Sattel – er funktionierte, aber irgendwie sah er schepp aus.
Da fehlte eine Schraube, die den vorderen Teil mit der Feder verband. Die war schnell ersetzt.
Das Fahrrad steht das ganze Jahr draußen. Ein wenig überdacht, aber draußen. Das nimmt das Leder übel, es war total trocken. Ich habe es 3x nachgefettet mit Bodylotion. Die verwende ich auch für Lederlenkräder, das ist deutlich billiger als Lederfett und hat den selben Effekt.
Das war ruck zuck eingezogen. Das hatte es dringend nötig. Ich denke, ich muss da noch ein paar Mal nachfetten. Man glaubt gar nicht, dass der Sattel gar nicht so alt ist, wie man denkt. Den habe ich neu gekauft, als mir das Fahrrad zugelaufen ist. Aber es war eben billigster Chrom, der taugt nix.
Das Schutzblech der Kette habe ich einmal zurechtgedengelt, dass es nicht mehr bei jeder Pedalumdrehung schleift.
Irgendwann muss ich das doch einmal schweißen. Aber das wird wieder so eine Operation, das zum Schweißen abzubekommen. Sieht so aus, als ob das nie ab war – seit über 70 Jahren. Ich denke mal, dass die Schrauben eine feste Symbiose eingegangen sein werden. Da werde ich kaum ums Aufbohren drumrumkommen. Wobei: Solange das nicht wieder irgendwie zu Schleifen anfängt, ist mir der Riss egal. Das Rad ist nun wirklich in Würde gealtert.
Das Fahrrad ist jetzt wieder einsatzbereit.
Ich habe ein wenig recherchiert zu der Marke. Der Hersteller ist Hoffmann.
Ich dachte ursprünglich, das ist ein total unbekannter Hersteller, aber weit gefehlt.
Neben Fahrrädern wurden von den Hoffmann Werken in Lintdorf Motorräder produziert und es ist diese Firma Hoffmann, die 1950 bis 54 in Lizenz in Deutschland Vespas gebaut hat.
Vielleicht hat ja der eine oder andere schon einmal davon gehört. Das sind wohl die gesuchtesten Vespas in Deutschland. 1954 ging das Werk in Konkurs. Und da ich beim Googeln ein Hoffmann Fahrrad mit moderneren Bremsen gefunden habe, gehe ich davon aus, dass ich mit meiner Vermutung, dass das Fahrrad aus den 1940ern stammt, gar nicht so verkehrt liege.
ich hab ja keine Ahnung, aber wieso muss das denn ab zum Schweißen?
@Haschek
Natürlich könnte man es auch einfach so verbogen, wie es gerade ist, zusammenbraten. Aber ich denke, wenn ich es schon schweiße, dann sollte ich es vorher schon etwas zurechtklopfen auf die ursprüngliche Form und das geht am besten auf einer geraden Fläche. Im eingebauten Zustand läßt sich da einfach zu schwer etwas dahinterschieben als Unterlage zum Ausbeulen.
Nachrichten über das Fahrrad hab ich immer gern. Freut mich das Ding zu sehen. Gibt viel was man an dem Ding machen könnte, aber man kanns auch lassen weil die alte Technik sehr viel vergibt. So wie das Rad aussieht ist es wohl aus den Späten 40ern, also Nachkriegszeit, aber wenn du es genau wissen willst schau doch mal auf die Hinterradnabe, da ist das Baujahr ins Chrom eingestanzt, oder ein Buchstabe, der Typ von Scheunenfun.de kann dir dann genau sagen welches Baujahr.
Um die Schrauben zu lösen kannst du sie warm machen wenn sie nicht mehr raus wollen, der Lack kann das ab
Tolles Rad!
@Max
Wenn die Felgen die originalen wären, dann könnte man evtl. das Baujahr drin sehen 😉 Die Felgen habe ich aber durch modernere ersetzt. Als ich das Fahrrad vor Jahrzehnten auf dem Sperrmüll gefunden habe, war es alles andere als komplett. Die Räder waren zwar dabei, aber irgendwer hat die Achsen rausgebaut. Die Räder waren schwarz und nicht Chrom. Ich habe die auch noch rumliegen. Mir war es aber immer zu teuer, die mit anderen Naben einspeichen zu lassen. Muss die originalen Räder mal suchen und schauen, ob da ein Baujahr drinsteht.
Und ja – bei dem Fahrrad ist noch viel Luft nach oben. Aber ich finde es bis auf Details eigentlich ganz gut so wie es ist. Schon alleine, weil so ein rostiges aber trotzdem auffälliges Rad nicht so häufig geklaut bekommt. Ich bin heilfroh, dass mir noch nie ein Fahrrad geklaut wurde…
Bei den Felgen könnte es sich vielleicht noch um die Ausführung für Wulstreifen gehandelt haben. Die sind seit Jahrzehnten nicht mehr handelsüblich. Das mit den neueren Drahtreifen/-felgen war bestimmt richtig.
Jo, ich bin auch heilfroh, daß mir noch nie ein Fahrrad geklaut wurde. Das liegt bei mir aber vermutlich daran, daß ich keines fahre. Irgendwie fehlt mir da ein Motor…
Faule Grüße,
Michael
Jetzt noch ein paar vorsintflutliche Pedalen und das Ding wäre perfekt.