Testen wir mal Kompression und bauen dann Mist

Ich wollte einmal wissen, wie es um die Gesundheit des Motors des Pirat steht. Das kann man auf zwei Weisen tun: Einen Kompressionstest oder einen Druckverlusttest. Viele haben einen Kompressionstester daheim, aber für einen Diesel braucht man andere Adapter und vor allem auch eine größere Skala, weil er mehr Kompression hat. Und ich hab mir Bewertungen auf eBay angesehen, da sind Geräte dabei, die schon beim ersten Test kaputtgegangen sind.

Glücklicherweise hat mir BGS technic ihren Kompressions- und Druckverlust-Test-Satz für Benzin- und Dieselmotoren (Artikelnummer 8401) zum Testen zur Verfügung gestellt.

Das ist wirklich die eierlegende Wollmilchsau für Druckprüfungen, sowohl für Benziner als auch Diesel. Also nicht nur eine Anschaffung für mein konkretes Problem, sondern auch für all die anderen ähnlichen Probleme, die da kommen mögen. Mit vielen Adaptern für all die gängigen Automarken. Was ich auch sehr hilfreich finde: Man kann zusätzliche Adapter kaufen, wenn doch mal einer fehlen sollte bzw. wenn wieder was bei einem Hersteller neu herauskommt. Man braucht dann kein komplett neues Set.

Dann testen wir einmal am Pirat. Ich wollte zunächst einmal wissen: Liegt es an der Kompression, dass der erste Zylinder im kalten Zustand erst gebeten werden muss, mitzulaufen.

Man kann die Kompression an den Einspritzdüsen oder an den Glühkerzen messen. Problem bei den ollen VW Dieselmotoren: Durch die Position der ESP kommt man nicht an die Glühkerzengewinde dran. Also an den Einspritzdüsen. Der passende Adapter ist beim Set dabei. Düse raus, Adapter dran.


Aus den kann man dann easy das Prüfgerät anstecken. Beim zweiten Zylinder geht das aus Platzproblemen nicht. Aber das war kein Problem. Im Set ist ein Winkeladapter, mit dem das dann funktioniert.

Man leiert mit dem Anlasser und das Prüfmanometer hat ein Rückschlagventil, so dass der Wert stehen bleibt. Die Ergebnisse haben mich dann doch überrascht.

Gut. Taufrisch ist der Motor wirklich nicht. Hab ich auch nicht damit gerechnet. Die knapp 100.000km, die mir der Verkäufer gesagt hat, habe ich eh nicht geglaubt. Aber dass die Werte so niedrig sind… Laut EZOLD ist die Verschleißgrenze bei 28 bar.

Da sind alle Zylinder drunter. Auch ist der Unterschied vom besten zum schlechtesten Zylinder 6 bar. Viel zu viel. Aber das belastet mich jetzt nicht so derbe. Läuft ja und wenn er 5 PS weniger hat, dann hat er 5 PS weniger. Letztendlich wird es darauf hinauslaufen, dass ich aus den drei Motoren, die derzeit bei mir noch rumstehen, einen guten bauen muss. Ich habe ja jetzt das Werkzeug, die Motoren zu testen. Bis dahin muss der eben halten.

Was aber mehr als absurd ist: Der erste Zylinder läuft beim Start nicht mit – und der Zylinder hat die beste Kompression. Es muss also an der Einspritzung hängen, dass das so ist. Schließen wir mal die Einspritzdüsen aus. Ich hab die vom alten Motor rübergebaut.

Dann sprang der Motor nicht mehr an. WTF! Was war los? Ich verstand erst einmal nur Bahnhof. Bis ich sah, dass sich da irgendetwas mit den Riemenscheiben mitdrehte. Da war mir ein Lappen draufgefallen und hatte sich aufgewickelt. Und deswegen springt der Motor nicht mehr an? Ich nahm die Zahnriemenabdeckung ab und bekam einen Schock. Alter Vadder!

Ach Du Scheiße. Zahnriemen komplett aufgearbeitet und die Spannrolle hatte sich zerlegt.

Worst Case: Motorschaden! Was tun. Erstmal alles abbauen. Der Lappen hatte sich reingedreht und war auch unter den Zahnriemen gekommen.

Was tun? Der Zahnriemen am alten Motor war noch nicht sehr alt. Hoffen und den draufbauen. Eine Spannrolle fischte ich aus der Schrottonne. Und dann hieß es Vollgas. Denn ich stand hinter dem Auto meiner Vermieterin und ich wusste, sie muss in einer Stunde da raus. Also nicht erst Kühler ausbauen, um Platz zu haben, Erstmal nur Riemen drauf, dann hoffen, dass der Zahnriemen nicht zu weit übergerutscht ist, dass die Ventile gegen die Kolben geknallt sind, dass ich notfalls rausfahren kann. Geht auch ohne LiMa und Wasserpumpe zum Rangieren. Lineal, Kurbelwellenrad lösen, ESP abstecken, OT einstellen – das ganze Prozedere eben. Nicht allzu viel später war der alte Riemen wieder auf der Orgel.

Angelassen und Puh! Er läuft!

Das braucht echt kein Mensch. Danach Riemenscheiben wieder draufgebaut etc. Im Kaltzustand lief er wieder unruhig, aber wenn er warm ist, hat er so etwas Ähnliches wie Laufkultur.

Jetzt weiß ich: Es ist eigentlich ein sterbender Schwan, den ich da eingebaut habe. Ich überlege ernsthaft, die Versuche einzustellen, das Problem mit dem nicht sofort mitlaufenden ersten Zylinder zu ignorieren. Ist dann eben so und je wärmer es draußen ist, umso geringer ist das Problem.

Werbehinweis: BGS technic hat mir das Prüfset zum Testen kostenlos zur Verfügung gestellt.

11 thoughts on “Testen wir mal Kompression und bauen dann Mist

  1. Weil du der KLE bist, zuerst diese Frage:
    War die Batterie überhaupt fit genug für einen Kompressionstest?
    Und ist ein Messwert mit Lappen im Ventiltrieb überhaupt was wert, um daraus Schlüsse zu ziehen?

    1. Ob der Anlasser schnell oder langsam dreht, ist für die Kompressionsmessung nicht entscheidend. Hauptsache der Zylinder baut Druck auf.
      Die Messwerte wurden ja noch in “ungelapptem” Zustand erzeugt, daher wohl ok. So wie ich den Text verstehe, ist der Lappen erst später in den Ventiltrieb geraten.
      (Oder, falls er vor/ während der Messung schon drin war, ist es erst später aufgefallen … aber dann müsste sich der Motor schon längst zerlegt haben)

    2. Die Batterie im Pirat ist fit. Ich habe getestet in der Reihenfolge 4-3-2-1 und danach noch einmal den 4. getestet, weil ich den Unterschied so krass fand. Brachte den identischen Wert.
      Und der Lappen fiel viel später dazwischen.

  2. Wie sieht es denn mit der Genauigkeit des Manometers aus? Vielleicht kannst du mal an einem “gesunden” Motor testen, ob sich dann plausible Werte ergeben. Oder ein anderes Manometer anschrauben. Oder den freundlichen Hersteller bitten, ob er das Manometer auf seine Genauigkeit hin testet. Immerhin ist das eine seriöse Firma, die an der durchgehend guten Qualität ihrer Produkte ein hohes Interesse haben wird.
    Was die Angabe von Ezold angeht, hat er insofern Recht, als dass ein Händler so einen Motor/Auto nicht als einwandfrei oder “läuft gut” anbieten dürfte. Eigenartigerweise haben gebrauchte Motoren offenbar immer eine sehr niedrige bisherige Laufleistung. Ansonsten kann dir der niedrige Wert halbwegs egal sein, so lange der Wagen damit noch einigermaßen läuft. Bei warmem Motor würden die Werte ohnehin wesentlich höher sein.

    1. Wie? Nur, weil einem die Werte nicht passen, soll das Manometer hin sein? Denke ich nicht. Ich habe mit BGS bisher nur gute Erfahrungen gemacht.

  3. …Und außerdem haste ja den 4. 2x mit gleichem Ergebnis gemessen, mir würde das genügen um dem Tester eine ausreichende Wiederholgenauigkeit zu attestieren. Der Motor hats hinter sich, da beißt die Maus keinen Faden ab und leider ist das auch das Wahrscheinlichste was man bekommt wenn man heutzutage nen gebrauchten 1,6er TD kauft. Auf die absoluten Werte würde ich nicht viel geben, aber die 8 Bar unterschied (die ich da sehe) sind einfach garnicht gut.

    An deiner Stelle würde ich nu erstmal deine Einspritzpumpensammlung durchtesten, du völlig recht hast, dass der Kompressionstest nicht dazu passt, dass der beste Zylinder nicht richtig mitläuft.

    Mit ner Langmutter ne abgesägte Schaftschraube auf die Welle, Bohrmaschine daran, 12V auf den Absteller, vor und Rücklauf in nen sauberen Kanister. Geweih dran, 4 Einspritzdüsen dran und gib ihm. Wenn dus genau machen willst, machste den Glastest nochmal, und tauschst Düsen gegeneinander bis du sicher bist 4 “gute” zu haben, oder optisch nach Spritzbild. Gashebel bewegen sollte schon gut sichtbar veränderung bringen.

    Eine von den guten bauste dann mal drauf, dann sollte sich eigentlich was ändern. Im 2. Schritt dann mal aus der Motorensammlung den besten raussuchen und wieder frisch machen, da würde ich aber einfach von allen die Köpfe runter nehmen und mir die optisch besten raussuchen. Was nutzt dir n Kompressionstest, wenn du nicht weißt ob der Druck aus nem super Block durch nen kaputten Kopf abhaut oder anders herum oder obs komplett Müll ist.

  4. Und jetzt zeitnah einem “sich Auskenner” die ganzen alten Schrott-TDs vor die Füße werfen und daraus einen ordentlichen Motor bauen lassen. Und diesen dann auch alsbald einbauen.
    Sonst musst du bald wieder auf den ADAC warten.

    1. Ich kann diesen Vorschlag nicht unkommentiert lassen.
      Die Wertschätzung, die du einem Fachmann für viele Stunden anstrengender Arbeit angedeihen lässt, damit du deinen Arsch in deiner Blechkiste von a nach b fahren kannst, sollte man dir auch mal entgegenbringen.
      Ganz ohne dich zu kennen oder zu persönlich zu werden, der Spruch war überhaupt nicht gut.

  5. Hast Du das Ventilspiel überprüft? Wenn das zu klein ist oder die Ventile gar nicht mehr schließen, kann das ebenfalls beim Starten Schwierigkeiten machen.

  6. Hy,

    Wo ist den beim Kompression tester das rückschlagventil?? Wenn das winkelstück oder der Adapter kein rückschlagventil hat, ist das winkelstück und der Schlauch totraum. Dieser muss jedes Mal mit Druck beaufschlagt werden. Somit fehlt druck ohne Ende. Die guten Kompression tester haben das rückschlagventil vorne im Kopf. Und der totraum wird wie beim kompressor aufgepeppt.

    Vielleicht mal als Denkanstoß.

    MfG Sebastian

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