Scherben bringen Glück?

Gestern klingelte bei mir das Telefon. Unterdrückte Nummer, das bedeutet selten etwas Gutes.

“Polizei Mainz, nicht erschrecken, es ist nichts Schlimmes. Sind Sie der Halter des Fahrzeuges mit dem amtlichen Kennzeichen “MZ-VW 907?”

Da gehen einem viele Dinge durch den Kopf. Letztendlich stellte sich heraus, dass auf dem Revier eine Dame saß, die sich selbst gemeldet hat, sie hätte meinen Rückspiegel am Titan weggefahren. Ich solle mal nachsehen. Und siehe da:

Am Scheibenwischer hing ein Zettel mit einer Telefonnummer.

Erneuter Anruf von der Polizei. Ich bestätigte den Schaden und erzählte vom Zettel. Es würde eine Streife vorbeikommen.

Es kam eine Streife, aber die wussten nur, dass mein Auto angefahren wurde. Also die Geschichte erzählt, die ich wusste. Und ich wusste nicht viel. Ich war den Wagen drei Tage nicht gefahren. Erst jetzt erfuhr ich, dass das wohl schon zwei Tage her war und der Verursacherin war es erst jetzt aufgefallen angeblich. Nennt man Fahrerflucht – auch mit Zettel. Ganz ehrlich: Das hätte ich ihr gerne erspart, nachdem, sie sich gemeldet hat. Aber der Zettel war schon länger am Auto – sieht man an den Baumsamen, die schon drüber lagen. Und ganz ehrlich – sie hätte eine Chance gehabt mich zu kontaktieren. Die URL meiner DJ Seite steht auf dem Wagen. Und auf der Seite stehen weitere Kontaktdaten. Es ist eigentlich sehr easy…

Außer dem Spiegel scheint nichts kaputt zu sein. Ich bin noch unsicher, ob ich es mit oder ohne Versicherung regeln werde. Ich hab einmal einen Kumpel angefunkt, der auch Gutachten macht und ihn gefragt, was er so grob veranschlagen würde…


Nachtrag:

Ich habe inzwischen mit der Verursacherin telefoniert. Hölle, ist eben passiert, der Schaden ist überschaubar, ich bin der nicht ernsthaft böse, da sie ist bereit den Schaden aus der Welt zu schaffen. Damit ist für mich der Käse eigentlich gegessen. Neuen Spiegel bestellen, dranmontieren und gut. Wenn da noch ein paar Euro bei mir hängen bleiben, umso besser.

Aber: Sie hat sich definitiv falsch verhalten. Sie hätte sich nicht vom “Unfallort” entfernen dürfen und das der Polizei melden müssen. Gibt wohl noch so eine 24 Stunden Regel, innerhalb denen die Strafe milder ausfällt oder darauf verzichtet werden kann, allerdings nur bei Schäden unter 1.300 Euro. Da sie sich jetzt 2 Tage nach der Geschichte erst bei der Polizei gemeldet hat, läuft eine Anzeige wegen Unfallflucht und das kann richtig teuer werden selbst bei dem überschaubaren Schaden. Der Zettel am Wischer, den übrigens die Polizei als Beweis mitgenommen hat, reicht nicht. Das ist ein Irrglaube – so als Warnung für alle, denen das auch einmal passiert. Das funktioniert nur dann, wenn der Gegenüber das auch als Lappalie sieht und nicht die Polizei informiert. Ein unnötiges Risiko.

Ich drücke ernsthaft der Verursacherin die Daumen, dass sie da mit einem blauen Auge davonkommt, auch wenn die Chancen eher schlecht stehen. Sie hat mir ja schon mit dem Zettel die Bereitschaft gezeigt, dass sie zu dem Schaden steht. Es kann sein, dass das Ganze über die Versicherung abgerechnet werden muss. Was mir bei dem Schaden schon wieder viel zu viel Gerenne mit Gutachter etc. sein würde…

18 thoughts on “Scherben bringen Glück?

    1. Ich bin auch für ohne – siehe Nachtrag. Aber mit nem Zwanni kommt man da nicht hin. Das Glas gibt es nicht einzeln, die Spiegel nur paarweise…

  1. Und montieren tut der sich auch nicht allein …
    Dennoch wieder ein Fall der beweist, dass dieser Tatbestand des unerlaubten entfernens vom Unfallort abgeschafft gehört weil er sehr oft nur das Gegenteil bewirkt.

    Hätte die Dame, bevor sie zur Polizei gegangen ist, jemanden gefragt der sich damit auskennt, wäre ihr wohl geraten worden nichts zu unternehmen und falls KLE sich doch noch meldet wegen des Zettels, zu behaupten, nichts davon zu wissen. Nicht um sich vor der Schadensregulierung zu drücken, sondern um sich selbst vor völlig überzogener Bestrafung zu bewahren nur weil man einen möglicherweise unbedeutenden Fehler gemacht hat.
    Diese Reuegeschichte, wenn man sich doch noch meldet, ist, egal innerhalb welchen Zeitraums, lediglich eine Option für den Richter der das zu entscheiden hat. Wenn der da keinen Bock drauf hat, hat man Pech gehabt.
    Ist man also erst einmal abgehauen, sei es im Affekt, aus unwissenheit oder gar weil man es garnicht richtig bemerkt hat und erst zu hause feststellt, dass man offenbar was gestreift hat, hält man besser die Klappe und hofft nich gesehen worden zu sein um nicht am ende dafür bestraft zu werden, dass man seinen Mist wieder gut machen wollte.

  2. Eine interessante Rechtssache. Die Aufrichtige wird hier bestraft, erst durch ihre eigenen Beitrag zur Klärung ist sie in die Bredouille geraten. Die hat wirklich Grund um sich zu ärgern!
    Das wäre doch was für den Goslarschen Verkehrsgerichtstag.
    Oder – für das VOX-Automagazin. Gibt es hier zufällig jemanden mit Kontakten zur Redaktion?

    1. Eigentlich lernt man ja in der Fahrschule wie man sich in so einem Fall zu verhalten hat. Nämlich SOFORT die Polizei rufen. Die Trulla ist selber schuld und mein Mitleid ist gleich null. Ganz im Gegenteil, eine möglichst saftige Geldstrafe + Fahrverbot ist wohl das mindeste das hier angemessen ist.

      1. Ich hoffe, dass passiert dir mal, nachdem du unbemerkt irgendwas gestreift hast und der Geschädigte dich dann anzeigt, nachdem du dich gemeldet hast, weil du es erst zu hause bemerkt hast….
        Mal sehen ob du dann immernoch so denkst.
        In unsrerem Rechtsystem gibt es genug andere Mögichkeiten jemanden zu bestrafen, der offensichtlich versucht hat sich aus der Affäre zu ziehen, da ist es nicht notwendig drakonische Strafen anzuwenden nur weil jemand erstmal weg gefahren ist. Das Interesse eines normal denkenden Geschädigen beschränkt sich schließlich darauf, seinen Schaden ersetzt zu bekommen. Entsprechend gibt es so einen Schwachsinn in den meisten anderen Ländern auch nicht.

      2. Wenn ich sowas schon lese….
        Ja, sie hat sich nicht korrekt verhalten. Richtig. Der Zettel am Wischer reicht nicht. Aber: Sie hat sich nicht aus der Verantwortung gedrückt, sondern steht zu dem Schaden. Das ist das, was für mich zählt. Genug Leute hätten sich schlichtweg einfach verpisst und ich wäre auf dem Schaden hängen geblieben. Nur das Procedere war falsch. Und dafür hart bestrafen? Da sagt mein Gerechtigkeitssinn etwas ganz anderes.
        Eine harte Bestrafung setzt das verkehrte Zeichen. Es gibt die verschiedensten Gründe wegzufahren. In dem Fall Unwissenheit gepaart mit einem Termin mit der Mutter im Krankenhaus. Wenn man das hart bestraft, obwohl sie sich SELBST gemeldet hat, dann sagt das aus: Solltest Du aus welchen Gründen auch immer, dich vom Unfallort entfernen, melde Dich keinstenfalls bei der Polizei. Und dann ist der geschädigte der Dumme.

        Anders sehe ich es beispielsweise bei Personenschäden. Wer da abhaut, dem gehört zu Recht nicht nur die Fahrerlaubnis entzogen.

        1. Genau so ist es. Und selbst bei Personenschäden ist es nicht notwenig jemanden für “unerlaubtes entfernen vom Unfallort” zu verknacken. Dafür gibt es die unterlassene Hilfeleistung. Fakt ist “Solltest Du aus welchen Gründen auch immer, dich vom Unfallort entfernen, melde Dich keinstenfalls bei der Polizei.” Und genau deshalb sorgt dieses Gesetz eher dafür, dass mehr Menschen auf Schäden sitzenbleiben als gäbe es diesen § nicht.

          In der Tat wäre da mal ein Thema für die große Glocke. Vielleicht sickert es ja doch irgendwie zur Auto Mobil Redaktion durch.

    2. Gute Frage mit den Kontakten zur VOX Redaktion. Ich hab die nicht. Ich arbeite ja “nur” für eine Produktionsgesellschaft, die die Inhalte dann an VQX verkauft.

  3. Lohnt sich die Reparatur bei diesem Fahrzeug noch?
    An meinem Mercedes hat das 450 Euro gekostet und das ist 10Jahre her.

    1. Auch wenn es als Beleidigung gemeint war wahrscheinlich: Wer von lohnen spricht, hat diesen Blog nicht verstanden. Hier geht es nicht um Wirtschaftlichkeit, sondern um Leidenschaft.

  4. “unbemerkt irgendwas gestreift” ist gut. wenn sie nicht gehört hat, dass der Spiegel des Titan ihr fast die A-Säule abrasiert hat, sollte sie zum Ohrenarzt.

    1. Das “unbemerkt gestreift” ist ein Beispiel von bullitöter, was aber zu so einem Strafverfahren führen kann. Sie hat den Kontakt zum Titan durchaus gemerkt, sonst hätte sie danach ja auch keinen Zettel hinterlassen.

  5. Mir ist mal jemand an den Kadett gefahren Stoßstange, Scheinwerfer, Motorhaube und Kotflügel waren beschädigt. Hätte einen Zettel von einer Nachbarin am Auto die den Vorfall beobachtet hatte, der Unfallverursacher wollte wegfahren nachdem er sich den Schaden angesehen hatte. Die Nachbarin hatte ihn zur Rede gestellt woraufhin er eher widerwillig nen Zettel an den Kadett gesteckt hat. Später wurde er dabei gesehen wie er diesen Zettel wieder entfernt hat, deshalb hatte die Nachbarin einen Zettel an den Kadett gesteckt wo sie sich als Unfallzeugin an bot. Die Sache wurde dann auch zur Anzeige gebracht aber er bekam nur eine Geldstrafe weil der Schaden von 1300€ angeblich zu gering wäre… Das ganze ist ca. 10 Jahre her.

  6. Mir fuhr mal eine “ältere Dame” vor einem Kindergarten so hart gegen den Außenspiegel, dass dieser zwar nur nach vorne klappe, aber ihr eigener zersplitterte an ihrer Seitenscheibe. Ich hupte noch und fuhr ihr hinterher. Sie hielt erst an, als sie bereits zu Hause war. Ich fragte sie, ob sie das nicht bemerkt hätte. Sie völlig abwesend ihren eigenen Außenspiegel angeschaut und “Hmmm…” gemacht. Dann ging sie rein.
    Habe die Bullen angerufen und das denen geschildert. Das nächste Mal mäht die da ein Kind um. Und die Reaktion? Die hat das genau Null interessiert.

  7. Ach ja: Ich habe einen 16 Jahre alten Picanto. An den fahren mir ständig (so einmal im Monat) irgendwelche Arschlöcher dran und melden sich nicht. Wenn ich mal einen erwische, bekommt der stellvertretend das komplette Rundum-Sorglos-Paket mit Schleife.

  8. Wenn einem. Sowas passiert, einfach selber gleich bei der Polizei anrufen und sich melden, dann ist das auch keine Fahrerflucht. Hatte das vor Jahren das ich beim einparken angeeckt bin, gesehen hat man nichts. Aber ich hatte keine Lust auf den Ärger falls mich jemand gesehen hat.
    Polizei sagte, das wenn sich jemand meldet, ich abgesichert bin.
    Hatte auch noch einen Zettel dran gemacht, der Typ hat sich gemeldet, sagte da war nichts.

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