Es gibt so Legenden im Internet. Und jeder definiert diese Legenden anders. Unter uns Altblechschraubern ist Marina eine Legende.
Sie betreibt zusammen mit ihrem Mann Roland unter dem Namen “Goldies Boutique” einen Oldtimerhandel in Frankreich. Soweit noch nicht besonders spektakulär. Wenn da nicht die freizügigen Fotos von Marina wären, die bei fast jeder eBay Auktion dabei wären, worüber sie hauptsächlich ihre Autos nach Deutschland verkaufen.
Und es bleibt nicht nur bei den Fotos. So boten sie früher auch “toleranten Paaren” Oldtimerurlaub in Frankreich an. Auf YouTube gibt es den Kanal “Laverne TV” und spätestens über den erfährt man, dass es da auch Marins Club Libertin, eine Art Swinger Club auf dem Gelände gibt. Genug Information für die wildesten Gerüchte. Der Mensch neigt zum Lästern. Sicher ist: Sex sells, denn so bekannt ist kaum ein Oldtimerhandel. Und ich war schon immer neugierig, irgendwie wollte ich da schon mal hin.
Als Dennis alias coyote aus dem Fusselforum dort ein Auto kaufte, sagte ich spontan zu mitzukommen. Das wollte ich live sehen, wenn sich schon mal die Gelegenheit bot. Also trafen wir uns vergangenen Dienstag an einer Tankstelle, um da runterzbrettern mit einem Alfa mit Transportanhänger.
Ist schon eine Mörderstrecke, aber Alfa, den Dennis reparaturbedürftig für kleines Geld geschossen und repariert hatte, lief wie ein Uhrwerk bei schmalem Durst. Trotzdem: Wir waren ewig unterwegs und je näher wir kamen, desto mehr Pausen machten wir, um unsere Knochen zu entknoten.
Andere hätten sich evtl. während der Fahrt abwechseln können, fiel bei uns aus wegen meiner langen Haxen.
Als Beifahrer war es aber durchaus o.k.
An einer Tanke kauften wir eine Karte, denn ab und an setzte das Navigationssystem auf Denis Smartphone aus. Warum auch immer. Vielleicht bin ich zu Oldschool, ab und an sehnte ich mich nach einem konventionellen Navigerät. Aber wir hatten ja jetzt ein Backup.
Und das war auch gut so, denn ab und an gab es wirklich absurde Fahranweisungen.
Wir hatten keinen Alkohol an Board – wie kann man solche Fahrmanöver nüchtern durchziehen? 😉
Bis auf eine einzige verpasste Abfahrt, die schnell korrigiert wurde, haben wir es aber relativ entspannt gefunden. Als wir ankamen, waren wir erst einmal verwirrt. Man kennt dieses Areal vollgestopft mit Fahrzeugen, aber irgendwie, es waren zwar Autos da, aber der Platz war trotzdem eigentlich verdammt leer.
Wir wurden aber sofort wirklich herzlich begrüßt. Es gab kalte Getränke und eine bequeme, wenn auch ziemlich heruntergekommene Sitzecke im Freien. Die steht wohl bei jedem Wetter draußen.
Natürlich wollte Dennis sehen, was er da gekauft hat. Einen Simca 1307 zum mehr als fairen Preis.
Wirklich überschaubarer Rost, keine Durchrostungen, die Spritversorgung funzt nur bedingt, sprang aber sofort an, die Sitze verschlissen, aber insgesamt ein überschaubares Projekt. Ein guter Deal, egal, ob Dennis den für sich herrichtet oder den in Deutschland so gut wie ausgestorbenen Wagen in Deutschland weiterverkauft, weil er so viele andere Projekte hat. Ihn zu sichern war kein Fehler.
Natürlich schauten wir uns die anderen Fahrzeuge auf dem Gelände an. Es stand schon einiges herum, aber so richtige Highlights waren für mich nicht dabei. Viele Karren mit viel Arbeit, wenn überhaupt rettbar.
Natürlich auch ein paar gute Autos, aber außerhalb meines Budgets.
Ich suchte die Fahrzeuge aus deutscher Produktion, die Vorkriegsoldtimer, die als Basis für einen Hot Rod taugen würden, nichts davon zu sehen. Eigentlich war fast alles an Fahrzeugen, das herumstand aus französischer Produktion.
Im Gespräch mussten wir feststellen, dass es wohl immer schwieriger wird für die beiden, Nachschub zu besorgen und dass sie jetzt quasi einen Ausverkauf machen, die restlichen Fahrzeuge werden verkauft und solange sich keine neuen Quellen auftun, wird sich Roland auf den Ersatzteilhandel beschränken.
Eine Halle mit Ersatzteilen gibt es bereits.
Alles noch eher unsortiert. Sicherlich sind da Raritäten dabei von Vor- und Nachkriegsoldtimern. Diese Rückleuchten z.B. fand ich witzig:
Auf meine Nachfrage, ob die wohl eher nicht zum Schnapperpreis zu haben sind, bekam ich die Bestätigung. Also habe ich nicht weiter gebohrt, weil ich die einfach ins Lager legen würde ohne konkreten Verwendungszweck. Wenn einer genau DIE Leuchten brauchen würde, dann wäre er aber sicherlich bereit, da auch mehr dafür hinzulegen.
Die Nachfrage nach mehr Hallen/Plätzen, die wir besichtigen könnten, verlief negativ. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie uns was vorenthalten. Offenbar ist das der derzeitige Stand des ehemaligen Oldtimerimperiums.
Wir waren hungrig von der Reise und es wurde uns ein Abendessen angeboten. Für uns wurde der Imbisswagen extra geöffnet. Es gab Würstchen mit Pommes und Salat. Man möge mir die Kritik verzeihen, aber warum der Imbiss nicht so gut läuft, wusste ich danach. Dabei sind Marina und Roland echt nette Menschen. Man fühlt sich wirklich gleich in die Familie aufgenommen. Man kann auch ganz offen mal den Swinger Club ansprechen. Und da kommen ganz normale Antworten, nichts anzügliches. Und natürlich, auch wenn das die Phantasien mancher einbremst, es wird nicht versucht, einen zu irgendetwas zu überreden.
Und natürlich gibt es da diesen Club, der aber nur am Wochenende in Betrieb ist.
Das ist aber deren Privatsache. Also fast. Denn wir hatten ausgemacht, da zu übernachten. Und ratet mal, wo wir geschlafen haben. Naja, die Zimmer werden unter der Woche nicht genutzt. Das hat schon einen sehr skurrilen Charme in so einem Etablissement zu übernachten. Je ein Zimmer mit einem Bett, ok. Aber dann so Dekoration im Flur…
Wir waren zu zweit in dem Haus, konnten es abschließen. Was wir nicht abschließen konnten war das Bad, da war nur ein Fadenvorhang statt einer Tür.
Sagen wir einmal so: Man muss es mögen und wenn man als empfindlicher Mensch sein Kopfkino nicht ausblenden kann…
Ich bin da eher schmerzfrei, fand das schon fast wieder witzig.
Am nächsten Morgen öffnete für uns wieder der Kiosk für das Frühstück.
Ganz umsonst waren Übernachtung und Verköstigung nicht, aber der Preis mehr als fair. Und ganz ehrlich? Dieses schräge Erlebnis war das Geld mehr als wert. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Marina und Roland für die freundliche Aufnahme! Marina hatte sich auch für das Foto am Anfang des Berichts in Schale geworfen. Und ich glaube auch, dass jeder enttäuscht gewesen wäre, wenn ich ohne so ein Foto zurückgekehrt wäre.
Dann hieß es Abschied nehmen, ab auf die Piste, immer verfolgt von einem dicht auffahrenden Simca 😉
Lief der Alfa auf der Hinfahrt wie ein Uhrwerk, auf der Rückfahrt mussten wir öfters Pause machen, weil er nach langen Steigungen heiß wurde.
Manchmal reichte die Heizung aufzudrehen, manchmal eben nur eine kurze Rast. Das Erstaunliche: Das machte die Karre nur in Frankreich. sobald wir die Grenze zu Deutschland überfahren haben, zickte der Alfa kein bisschen mehr. Verstehe es, wer will. wir waren froh, dass wir ab da durchfahren konnten.
Letztendlich sind wir heil in Mainz angekommen und Dennis hat es auch pannenfrei weiter zu seiner Halle geschafft.
Vielen Dank an Dennis, dass er mich als Beifahrer mitgenommen hat. Für manche steht bei den Lebenszielen ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und anderer Unsinn auf der Liste. Ich kann auf meiner Liste jetzt “Goldies Boutique besuchen” abhaken…
Jedenfalls schön, dass Ihr für die vielen insgeheim ja doch Interessierten uns ein Bild von Marina und ihrem Hof geliefert habt.
Und den Alfa finde ich auch mehr als interessant, Ruf durchwachsen und Angebot sehr groß derzeit.
Jamjam
N r4! Und n GSA?.. 000hh..
Weeeiiin.. Vor Freude und Vernunft.. Geht geldlich nich mehr.
Aaaauuu..; -)
War da auch n Peugeot pickup?? Ooooooohhh
KLE und Coyote hatten den ganzen 5winger-Club für sich!
Doof, daß da nur Kerle waren.
+fg+
Tatsächlich noch ein Renault Dauphine im Angebot ..
Die erwähnten Rückleuchten sind wohl vom Peugeot 504 Coupé erste Serie.
Keine Croissants zum Frühstück ? Wart Ihr wirklich in Frankreich ?? 😉
War da nicht die Anhängelast vom Alfa überschritten?
Insofern kann man ihm nicht vorwerfen, dass er überhitzte…