Der Pornstyler

Ist schon interessant. Irgendwie habe ich die Geschichte/Umbaustory des Pornstylers nie wirklich aufgeschrieben. Ganz ehrlich: Ich finde jetzt, das ist nicht unbedingt der innovativste Wagen, den ich gebaut habe, aber er hatte trotzdem eine Art Schlüsselfunktion: Er war sozusagen mein Re-Entry in die Passatschrauberszene. Und der Beginn der Tradition, wieder abgefahrenere Alltagswagen zu fahren. Vorher waren meine Alltagsfahrzeuge nur dezent individualisiert. Klar ein paar Gags waren immer dran, aber so ein komplettumbau war nie dran.
Es war 2003, als mein damaliger Alltags-35i den Schlappen in die Luft geworfen hat in doppelter Ausführung: Kupplung UND Kopfdichtung. Und ich brauchte ein anderes Auto und das vor allem SCHNELL.

Über eine Kleinanzeige in der Sperrmüll-Zeitung (oder war?s das Inserat?) fand ich einen Passat 32B Variant GT, RestTÜV VHB 150 Euro. Na das klang doch gut. Ich fuhr mit einer Freundin dahin und sah mir den Bock an. Die Bestandsaufnahme war ganz ordentlich: Rostzustand super, beide Antriebswellengelenke außen am Sack, Fahrersitz durchgescheuert, Reifen abgefahren. Für den Preis mehr als fair.

Der Wagen war nicht seine volle Lebenszeit auf der Gasse, 100% konnte man es nicht nachvollziehen, auf jeden Fall war er eine Zeit lang abgemeldet, dabei gingen die Papiere verloren, deshalb gab?s einen neuen Brief. Irgendwann kaufte den Wagen ein Rentner, der sich nun einen neuen Wagen gekauft hatte und der Händler wollte den Wagen für 150 Euro in Zahlung nehmen, um ihn sicher zu verschrotten. Und das brachte der Vorbesitzer nicht übers Herz. Und so schaffte ich ihn sogar für 130 Euro zu kaufen. ich war der einzige Interessent. Gut, daß kein anderer aus der Passatszene den entdeckt hat – die meisten hätten den auch für mehr Geld mit Kußhand genommen.

Basis waren: 2,1l 5zylinder, Motorkennbuchstabe KX.

Kilometerstand weiß ich nicht mehr. Is auch egal bei so nem Auto – irgendwie…

Die Umbauten fingen sehr dezent an. Erstmal nen Satz Alus druff. Hersteller King, 6J14, BMW Alpina Style. Kamen von eBay und waren wirklich billig und die Pneus auch mit gutem Profil, wenn auch gut abgehangen.

So fuhr ich ne Zeit lang. Gut, AHK habe ich drangebaut, das war?s erstmal, aber es drängte mich auf mehr. Der Wagen war mir zu spießig. Ich mag den 32B – aber nicht im Originalzustand. Also fangen wir mal an. Ich besorgte mir eine Motorhaube für kleines Geld auf dem Schrott und ich hatte da ein Blech mit Louvers. Die habe ich dann da mal reingesemmelt.

Die ganze Umbauaktion war am “lebenden Objekt” – also ich bin den Wagen gefahren, deshalb auch die zweite Haube – Ähnlichkeiten mit den Arbeiten am Piraten sind nicht rein zufällig.

Mit der Haube habe ich auch gleichzeitig Scheinwerfer vom Audi 200 montiert und einen Vorfacelift Kühlergrill beigeschnitten.

Da ich noch nicht den ganzen Wagen lacken wollte gab?s – hach, wieder ne Parallele – erstmal ne mattschwarze Haube.

Und weil?s so schön trashig war, gab?s auch 2(!) Sätze Windsplits obendrauf.

Die Heckklappe habe ich auch zugenietet.

Und auch hier, erst einmal mattschwarz.

Nächstes “Problem”: Stoßstangen und Felchn.
Ich hatte im Winter eine Alufelge getötet – ich war auf schneebedeckter Fahrbahn gegen den Randstein gerutscht und hatte eine verbogen. Ok, die King Alus waren “nett” – jetzt musses schön bescheuert werden. Mir gefiel, daß bei Rennkäfern oft verschiedene Alus drauf haben. das wollte ich auch, aber bitte knapp am Nulltarif vorbei. Ich besorgte mir nen Satz Exip Alus und nen Satz AVUS Räder. Die bereitete ich auf und machte sie sehr bunt.

Die Farben hatte ich anmischen lassen, sie sollten später auch das Fahrzeug bedecken. Als Stoßstangen besorgte ich welche vom Audi 100 Typ 43. Vorne setzte ich Golf 1 Blinker ein.

Hinten mußte ich die seitlichen Ecken verlängern – die waren zu kurz. In dem Fall mußten sie bis zu den Radläufen gehen. War ja ein GT und der hat serienmäßig Kotflügelverbreiterungen, die leider an der Stoßstange enden. Und wenn da nix folgt, sieht?s kaschpert aus.

Die Lücken habe ich mit Forex, einem Kunststoff aus dem Messebau, gefüllt.

Nächster Schritt: Die Innenausstattung. Da half mit Kollege Monsterbacke. Leopard fand ich cool. Stoff besorgt und Peter nagelte mir den auf die Türverkleidungen.

Es kam sogar auf den Prallschutz des Sportlenkers – ein RAID 1.

Als Fahrersitz kam ein tiefergelegter Recaro Ideal C rein – ebenfalls in Leo.

Stand die Lackierung an. In der Werkstatt konnte ich die nicht machen – wie schon gesagt, ich mußte ja mit dem Auto fahren und die damalige Werkstatt war einfach zu weit weg und die Zugverbindung dahin beschissen. Also habe ich den Wagen auf dem Hof hinter meiner Wohnung lackiert. Vorher mußte noch die Dachreling ab. Ich mag die nicht – Schlittenkufen aufm Dach braucht keine Sau. Die Reling hinterließ doofe Löcher, ich war auf dem Hof, kein Blech greifbar. Ich wäre nicht der KLE, wenn sich nicht auch dieses Problem hätte lösen lassen können. Ich nahm Deckel von Lebensmittelgläsern.

Und dann gab?s ne popelgrüne Dusche. Ich fand den Farbton damals schweinegeil. Und so häßlich finde ich ihn heute immer noch nicht, mal was anderes.

Die Lackierung entstand unter Zeitdruck – kurz danach war Passattreffen in Warendorf und ich wollte den Wagen bis dahin lackiert haben. Unvergessen, die ältere Dame, die damals im Stockwerk über mir wohnte und in 10minütigem Abstand die sehr sehr schöne Farbe lobte. Wirklich alle 10 Minuten. Anfang fand ich das noch lustig.

Als Akzent wollte ich noch ne Art Cobra-Streifen. Aber einfach grad rüber – wie langweilig. Das war mir zu wenig. Also habbich den immer wieder versetzt. Herausgekommen ist ne Art 70er Jahre Tapetendesign.

So habe ich den Wagen einige Zeit gefahren. Er war u.a. das Zugfahrzeug, als ich die Basis für den 5ender geholt habe. Durfte immerhin 1.500 kg ziehen.

Auch das 32BQP Basis hing schon am Haken.

Was ich ihm nie austreiben konnte, war sein wahnsinniger Durst, der stetig stiegt. Ich hab den Fehler verzweifelt gesucht, aber außer meiner Fahrweise war nichts festzustellen – er brauchte bis zu 16 Litern auf 100km. Das ging mir immer mehr auf den Sack und auch auf den Geldbeutel. Deshalb besorgte ich mir damals das Scheißhaus als Übergangsauto und setzte den Pornstyler zu eBay mit einem Mindestpreis. Vor Ablauf der Auktion bekam ich ein Mail, was ich ohne Alus und Fahrersitz haben wollte. Ich machte einen Fixpreis aus und der Wagen scheiterte knapp am Mindestpreis. keine Viertelstunde später klingelte das Telefon, ob das mit dem vorab abgemachten Fixpreis noch steht und ich stimmte zu. Wenige Tage später wurde er abgeholt.
Der Pornstyler fährt noch immer – ich hoffe es jedenfalls. Die letzten Bilder kamen von einem Blogleser 2006:

Er lief damals im Landkreis Gifhorn und war auf Saison angemeldet – Sommersaison wohlgemerkt und nicht als Winterauto. Der damalige Besitzer hat die Scheinwerfereinfassungen vorne noch etwas perfektioniert, andere felgen draufgeschraubt, ein Fahrwerk eingebaut – er ist in guten Händen…

13 thoughts on “Der Pornstyler

  1. Jau, vielen Dank für diesen historischen Einblick…dafür sollte es ne eigne Rubrik geben…;D
    p.s. der ‘bessere Cobra’-Streifen is echt der Hammer!

  2. echt n schicker autowagen…schicke exip…wer fährt die denn noch gleich auch auf nem 32b….achja…ich.. 😀 aber ohne dachreeling geht gar net…es gibt KEINEN kombi der ohne kufen besser aussieht als mit…meine meinung…

  3. @ KLE: is das eigentlich n großer aufwand mit den audi200-lampen..?

    Plug & Play ist das nicht. Da muß eben alles angepaßt werden: Die Scheinwerfer sind flacher, als die Serienfunzeln. Also müssen die Halterungen angepaßt werden, dann der Kühlergrill eingekürzt, unten der Abstand zwischen Funzeln und Stoßstangen gefüllt werden, Haubenecken zugeschweißt und eigentlich hätte man auch die Kotflügelecken anpassen sollen. Naja – und natürlich die Elektrik umstricken.
    Dafür haben die Funzeln ein beschissenes Licht 😉

  4. @und die damalige Werkstatt war einfach zu weit weg

    Du hättest damals bestimmt auch in der Hundepension nächtigen können;-))))))

    Bzgl. der Kufen haste recht, sieht bescheiden aus und braucht kein Mensch.
    Motormäßig ist der 5-Zylinder das genialste was Audi bisher anzubieten hatte, Leistung und Drehmoment ok und der Sound machte ab Werk süchtig, damals ging sowas noch ohne Akustikabteilung!

    Gruß Joschy

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