Diese Woche bekam ich Post. Als Journalist kann man sich bei Messen akkreditieren und kostenlosen Eintritt bekommen und oft noch mehr. Oft ist auch noch kostenloses Parken drin, kostenlose Kataloge und ab und an sogar noch Kaffee uns Schnittchen. Das zahlt sich für die Messe aus, Berichte in der Presse locken Besucher an und die Aussteller freuen sich, wenn über Ihren Stand berichtet wird.
Nun habe ich ab und an für Zeitschriften geschrieben, wie das Motor Maniacs Magazin, konnte also mit einer Printausgabe nachweisen, dass ich journalistisch tätig bin. Dieser Nebenjob ruht derzeit, ich habe einfach kein passendes Medium für das meine Berichte interessant wären. Also habe ich es probiert für die Techno Classica, mich als Blogger zu akkreditieren. Das wird dann geprüft und nach mehrwöchiger Wartezeit lag meine Pressekarte in der Post.
Der Fusselblog ist also für die Messe relevant. Wundert mich nicht sonderlich, schließlich ist der Blog fachbezogen, ist etabliert, hat eine große Leserschaft. Ich denke, es ist berechtigt, dass ich für Messen rund ums Automobil als Journalist akkreditiert werde. Ich veröffentliche ja auch über das Thema hier im Blog. Und ich poste nicht nur Bilder, sondern ich schreibe teilweise ausführliche Texte zu den Veranstaltungen.
Aber nicht jede Messeleitung sieht das so. Und das finde ich schade. Gut, für die Tuning World Bodensee brauche ich keine Pressekarte für den Eintritt, aber trotzdem finde ich, dass die Kategorische Ablehnung von Blogs, wie sie auf deren Seite propagiert wird, vollkommen weltfremd ist (siehe Punkt 2 auf dem Screenshot).
Sicherlich, es gibt auf dieser Welt wahnsinnig überflüssige Weblogs, bei denen 80% der Zugriffe vom Autor sind, der nachsieht, ob nicht doch jemand seinen Beitrag kommentiert hat. Aber es gibt auch sehr relevante Blogs zu den verschiedensten Themen. Das haben auch große Portale eingesehen, die Blogger in Unterrubriken zu Wort kommen lassen.
Natürlich werden Blogger den klassischen Journalisten nie komplett ersetzen können, weil eine Redaktion einfach andere Mittel hat, Journalisten einzusetzen. Den Bloggern aber jeglichen journalistischen Einfluss abzusprechen, wie das die Tuning World mit ihren Akkreditierungsrichtlinien macht, ist an der heutigen Zeit einfach vorbeigedacht.
Man muss natürlich prüfen, ob ein Blog relevant ist, dafür habe ich vollstes Verständnis. Und ja, das ist Aufwand, aber das ist auch Marketing, relevante Blogger einzuladen. Viele Messen haben das schon lange erkannt und richten Blogger Lounges ein. Auf der Automechanika wird es voraussichtlich auch eine geben, passenderweise direkt neben meinem Messestand, auf dem Ich den EuroHotRod ausstellen werde. Da sind wir noch am diskutieren, wie diese auszusehen hat, da das für die Messeleitung auch Neuland ist. Und natürlich können bei der Automechanika Blogger auch an Presseveranstaltungen teilnehmen.
Ich habe keinen Presseausweis. Die großen Presseverbände sind noch nicht so weit die online “Konkurrenz” zum Print als vollwertige Journalisten zu akzeptieren. Noch immer braucht man für allgemein akzeptierte Presseausweise, die von den verschiedensten Verbänden ausgegeben werden, Nachweise von Printmedien oder die Angehörigkeit zu einer großen online Redaktion. Natürlich gibt es auch irgendwelche windigen Presseausweise, die man ohne großen Nachweis bekommt. Wer sich auskennt, akzeptiert diese aber nicht, das ist reine Geschäftemacherei. Und trotzdem fühle ich mich als Journalist. Nicht, wenn ich aus meiner Werkstatt berichte, aber immer dann, wenn ich über Events schreibe oder meine Meinung zu aktuellen Themen rund um den Automobilsektor über den Fusselblog verbreite. Und ich bin froh, dass das einige Veranstalter etc. genauso sehen.
klar bist Du Journalist, ich schaue ja quasi täglich in Deinem Blog vorbei. Die klassischen Seiten wie Autobild usw, eher nur ganz selten. In Deinem Blog schreibst Du ja pro Jahr gefühlt mehr Zeilen, als der gemeine Autojournalist in 10 Jahren. 😉
Ich frage mich ja schon seit langen, warum nicht irgend ein Sparten TV Sender auf Die Idee gekommen ist, eine Doku über Deine Werkstatthölle
zu drehen 🙂
Ich finde das auch unverständlich, dass das mit nem “ordentlichen” Presseausweis so schwierig ist.
Kannst du da nix über Branchenverbände etc. machen? Oder versuche doch mal, bei der nächsten Kooperation mit einer Printredaktion als Teil des Honorars einen Presseausweis als freier Mitarbeiter etc. rauszuschlagen. So schwierig kann das ja nun auch wieder nicht sein…
Tja. DEN Presseausweis gibt’s erstens überhaupt gar nicht. Es gibt da mehrere Varianten, manche werden bevorzugt, andere nicht. Dem gebe ich mich gar nicht erst hin. Zweitens haben genau diese Zuständigen Verbände etc. die Aufnahmekriterien verschärft, scheinbar damit nicht jeder dahergelaufene Bloggerfritze oder Smartphonebesitzer die Lachsbrötchen auf den PK’s wegnascht 😉 Ich arbeite für ein Medienunternehmen und hab mal über verschiedene Quellen versucht einen Presseausweis zubekommen. “Aber nicht als Kameramann. Auch nicht als Videojournalist.” hieß es. Man muss sich halt vorher korrekt akkreditieren. Hingehen und reinlatschen is nich. Anmelden und planen ist Pflicht, ohne Akkreditierung läuft nix. Das gehört zum journalistischen Einmaleins, wie Kupplungtreten beim Schalten.
Bernd, mal andersrum gefragt: was hälst Du, als studierter Designer mit Abschluss, denn davon, daß sich jeder, der nen Stift gerade halten kann oder der weiß, wie man nen Plotter benutzt, gleich als Designer tituliert?
Is doch nich so selten, daß diejenigen die einen bestimmten Abschluss haben, sich gerne mal distanzieren von denen, die zwar die gleiche Arbeit machen, aber halt nicht den Titel dazu haben…
Es gibt im Bereich Grafik auch viele Quereinsteiger, die es wirklich drauf haben. Bei ner Bewerbung in der Branche zählt weniger die Ausbildung, sondern mehr die Mappe. Und das ist auch richtig so. Das Studium alleine beweißt nicht, dass jemand gut ist. Ich hatte schon Praktikanten mit Abschluss, die ich für den Beruf komplett ungeeignet halte.
Der Begriff Designer ist nicht geschützt, worüber ich mich amüsieren kann, ist der Begriff “Nageldesignerin”. Das gleicht einem Ausverkauf des Begriffs Designer. Wenn sich jemand als Designer bezeichnet, dann bin ich immer vorsichtiger, das sagt null aus. Ab und an bezeichne ich mich als Diplomdesigner (FH), um auszusagen, dass ich Ahnung von der Sache habe.
Wenn ich mich als Journalist bezeichne sagt das aus, dass ich journalistisch tätig bin und ich bin der festen Meinung, dioesen Blog zu schreiben ist eine journalistische Tätigkeit. Einen Presseausweis brauche ich nicht zwingend dafür.