Der Bock wollte einfach nicht dahin

Abenteuer Pirat. Ich wollte zu einer Familienfeier, der Polo wäre einsatzbereit, aber der TÜV ist immer noch nicht gemacht. Verflixte Situation. Mit dem Motorschaden auf große Reise? Der Motorschaden stellte sich letztendlich als das kleinste Problem heraus.

Ich war vielleicht 100km unterwegs, da spürte ich beim Spurwechsel ein schwammiges Gefühl auf der Vorderachse fest. Was war da los? Es war nicht mehr allzu weit bis zu einer Autobahnraststätte. Also reduzierte ich das Tempo auf vielleicht so 80km/h und blieb auf dem rechten Fahrstreifen. Aber es war schon zu spät. Nicht viel später hörte ich Flop Flop Flop – der vordere rechte Reifen war platt.

Weiterfahren war unmöglich. Das wäre der Tod für die Alufelge – wenn nicht mehr. Also erst einmal auf den Standstreifen, Warnblinker, Warnweste, Warndreieck…

Machen wir eben das Reserverad drauf. Reserverad hatte ich, Wagenheber auch, aber wo zur Hölle war mein Radkreuz, das ich seit Urzeiten IMMER im Pirat hatte? Ich zerlegte den halben Innenraum. Nix.

Ok. ADAC. Die haben etwas in ihrem Telefonsystem geändert. “Drücken sie bitte die 1!” – immer wenn ich das tat, war das Gespräch weg. Supernervig. Es geht auch über eine Website mit GPS Standortübertragung. Es kam ein Rückruf, aber mein Telefon hing wegen der Eingabe “1”. Was ein Dreck. Da kam auch schon die Polizei.

Zwei nette junge Beamte, denen gemeldet wurde, dass jemand in die Leitplanke eingeschlagen war, den sie jetzt suchten. Sie sahen mein Auto an und erkannten, dass ich wegen einer Reifenpanne liegengeblieben war, stimmte. Papiere kontrolliert, alles in Ordnung. Nur einen Radschlüssel hatten sie nicht, oder wollten/durften sie mir nicht geben.

Ich hab sie überzeugt, dass ich bereits dabei war, Hilfe zu holen, dann fuhren sie weiter.

Wieder ein Rückruf vom ADAC, diesmal konnte ich annehmen: Mein Beitrag konnte nicht abgebucht werden, ich müsse die Pannenanfahrt zahlen, ich werde abgeschleppt 180,- Euro. Äh ja, ich hab das Konto gewechselt könnte sein, kläre ich heute, aber 180€ für einen Radschlüssel, war mir dann doch zu viel.

Wer wohnt denn in der Nähe? Ich rief Sascha an, auch so ein Auto Chaot. Ja, er hat Zeit, ist nicht weit weg. Und er kam vorbei, sogar mit einem offiziellen Pannenfahrzeug, hatte aber nur primitives Werkzeug dabei, das er von seinem Nachbarn geliehen hat. Furchtbar egal, es taugte, um das Reserverad dranzuschrauben.

Ich habe sogar mitgedacht und hatte kürzere Radbolzen mit dem richtigen Bund im Auto. Die Schrauben von der Alufelge wären zu lang gewesen und hatten Kegel- statt Kugelbund.

Ich stand inzwischen so lange, dass die Warnblinkanlage die Batterie leerzezogen hatte – er musste mich anschleppen. Wir erinnern uns: Motorschaden, der springt nicht so leicht an.

Weiter zu der besagten Raststätte, da checkten wir erst einmal den Reifendruck des Reserverads. Dann weiter zu einem Kumpel von Sascha, um das Rad vorsichtshalber noch einmal mit einem Drehmomentschlüssel nachzuziehen. So konnte die Fahrt weitergehen. Danke an dieser Stelle noch einmal an Sascha!

Ich fuhr direkt zu dem Restaurant, wo die Feier stattfand und ließ den Pirat da über Nacht stehen.

Am nächsten Morgen wollte ich den Pirat holen. Doch er sprang nicht an. Der Anlasser drehte zwar, aber er rückte nicht aus. Was hab ich geflucht. Aber wie das so in einer Kleinstadt ist, es kam ein mir vollkommen Unbekannter, fuhr an mein Auto und wollte mir Starthilfe geben. Half aber nix. Es war nicht die Batterie, es war der Anlasser. Es war arschkalt. Ich erkläre es mir so: Das Fett, das den Anlasser schmiert, war kalt und klebte fest. Mit Anrollen ging es. Ich fuhr zu meinen Eltern, natürlich nicht ohne dem Helfer zu danken und legte mich unters Auto – Klopfen am Anlasser half aber nix.

Der Pirat zeigte seine Divaseite. Manche Probleme lösen sich aber von selbst. Die Sonne schien, es wurde wärmer, nach meiner Theorie mit dem störrischen Fett scheint sich zu bewahrheiten: Der Anlasser kam auf den ersten Dreh, als ich mich auf die Heimfahrt machte.

Die verlief problemlos. Wenn der Pirat rennt, rennt er und das sogar ganz gut. Der Motor hat gehalten. Noch. Es wird trotzdem immer dringlicher, dass der Polo TÜV bekommt und ich den Pirat durchreparieren kann. Jetzt kommt noch ein Reifen und der Anlasser dazu…

Der Reifen ist übrigens unrettbar hinüber. Ich muss an meinen Gefühlen arbeiten. Dass ich das nicht früher gemerkt habe – so, wie der aussieht, war da schon länger viel Luft raus. das passiert so nicht innerhalb von wenigen Kilometern.

Muss lange mit wenig Luft gefahren sein, dass die Karkasse dermaßen zerstört ist. Warum der Reifen Luft verloren hat, kann ich derzeit noch nicht sagen, denke mal, ich habe mir etwas eingefahren. Das werde ich nach der Demontage sehen.

9 thoughts on “Der Bock wollte einfach nicht dahin

  1. Die Innenseite des defekten Reifens ist komplett blank, aber die Außenseite hat noch Profil – ist da ggf. die Spur oder der Sturz ziemlich verstellt?

  2. Das “Klemmen” des Anlassern hängt oftmals nicht nur am Fett, sondern an der Spannung. Bis die von der Batterie am Magnetschalter ankommt, muss sie widerstandsreiche Wege über das Zündschloss und einige Verbindungen überwinden. Oftmals kommen dann tatsächlich nur noch 9 oder 10 Volt während des Anlassens an der letzten Klemme an.
    Bei meinen Passats hatte ich fast immer ein zusätzliches Relais eingesetzt, um am Magnetschalter die volle Batteriespannung zu erhalten. Im Gegensatz zur Demontage und Behandlung des Magnetschalters hat das dann immer gut gewirkt.

  3. Durch die Nähe zum Turbo trocknet das Fett aus.

    Welcher Anlasser ist verbaut, der Dicke oder der schlanke mit Planetengetriebe?

    Luftdruck vor jeder längeren Fahrt oder nach Standzeiten prüfen

  4. Das harte Fett ist idR am Metallkolben des Magnetschalters. Der kann dann nicht mehr anziehen, darum das Ritzel nicht einrücken und die dicke Brücke zum Drehen des Anlassers nicht schalten. Das kannst Du leicht selbst machen oder, wenn Du einen Ersatzanlasser findest, wirfst mir bei Gelegenheit den Übeltäter rüber .

    Adios
    Michael

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