Die “Kuddelschraube”

Mein Einstellwerkzeug war kaputt für die Einstellung der Einspritzpumpe am Pirat, aber ich wollte jetzt den Motor am Laufen haben. Also doch mit der mysteriösen Kuddelschraube einstellen. Holger hat den Link zu dem Forum geliefert, in dem das beschrieben war, wie das gehen soll. Der Name “Kuddelschraube” kommt wohl daher, dass sich das ein User namens “Kuestenkuddel” ausgedacht hat.

Dazu braucht man eine längere Schraube statt der Verschlussschraube am Eiinspritzpumpendeckel. Problem: Das ist eine Feingewindeschraube. M8x1,0. Hat der Baumarkt nicht und auch nicht der Autoteilehandel. Jedenfalls der nicht der, den ich angerufen habe.

Aber ich hab ja Grabbelkisten mit gebrauchten Schrauben – hab sogar mal nach Größen sortiert. Das ist die M8 Kiste.

Aber Feingewinde? Da muss doch was da sein. Ich fand genau EINE Feingewindeschraube. Und die hatte keinen Sechskantkopf.

Wie man sieht, hab ich es mit einem Schlitz reinflexen probiert. Tat es nicht. In der Enge an der Pumpe kann man da kaum Schrauben. Also habe ich den unsinnigen Kopf abgeflext und eine Mutter aufgeschweißt. Was ein Aufriss für eine doofe Schraube. Aber wenn man die um die Ecken nicht kaufen kann…

Ich hab erst einmal an der kaputten ESP getestet, ob die Mutter hält. Reißt die bei der eingebauten Pumpe ab, ist es ein elendiges Gefummel, die herauszubekommen.

Die Einstellung geht so:

Einspritzgeweih ab, damit man die Pumpe gut bewegen kann.

Motor auf OT stellen.

Dann die Pumpe an den 4 Schrauben lösen und ganz nach außen kippen. Das ist dann der untere Totpunkt der Pumpe.

Dann die Schraube bis zum Anschlag reinschrauben und eine Markierung machen zur Pumpe, wo die Schraube steht.

Eine Umdrehung der Schraube ist 1mm. Bei der Passatpumpe braucht man bei OT einen Wert von 0,88mm – ich hab das mal ausgerechnet, ich muss die Schraube, wenn man es ganz genau nimmt, um 316,8° rausdrehen – ganz genau bekommt man das mit der Schraube natürlich nicht.

Ist die Schraube rausgedreht, die Pumpe zum Motor kippen, bis die Schraube anliegt.

Pumpe wieder festziehen, Geweih dran und fertig.

Soweit die Theorie.

Alles gemacht und auch wieder das Kabel an den Anlasser geklemmt und gestartet und siehe da:

Der Motor lebt! Ganz rund läuft er nicht, ich denke, der Förderbeginn ist noch etwas daneben. Er schüttelt sich doch nicht schlecht. Aber wichtig: Er hat nur noch ein wenig gequalmt. Das sind hoffentlich nur Reste von Diesel in der Abgasanlage.

Meine improvisierte Schraube ging in die Kiste mit selbstgebautem Spezialwerkzeug. Vielleicht brauche ich die ja noch einmal. Und wenn ich die nicht sofort gesondert weglege, finde ich die nie wieder.

Dann mal komplettieren. Motorhaube wieder rauf, Räder dran, … Ach ja: Die zweite Sonnenblende hatte ich auch fertig genäht und die konnten auch ins Auto.

Und dann raus aus der Werkstatt. Die erste Fahrt führte zur Tankstelle.

Ich finde, das jetzt dreifarbige Haifischmaul macht sich gut. Irgendwie ein neuer Look, an den ich mich erst einmal wieder gewöhnen muss. Aber an der Tankstelle war ich nicht nur zum Tanken, ich wollte auch Luft checken. Und das war auch gut so.

Es gibt noch ein paar Sachen die nicht in Ordnung sind, außer, dass der Motor sich im Leerlauf schüttelt. So brennt die Batterieleuchte nicht und die neue Kupplung muss ich etwas nachstellen. Aber der Motor läuft sauber, soweit ich das bei der Heimfahrt checken konnte. Er muss natürlich jetzt erst einmal wieder eingefahren werden nach der ungewissen Standzeit. Drehzahlen gebe ich ihm noch nicht.

Der Pirat ist back on the Road…


Nachtrag

Wie ich in Foren inzwischen gefunden habe, kann man die Kuddelschraube professioneller gestalten, indem man eine längere Schraube nimmt, sie vorne konisch anschleift und eine Mutter mit angeklebter markierter Scheibe aufschraubt. Damit kann man viel genauer arbeiten.

4 thoughts on “Die “Kuddelschraube”

  1. Wenn die Ladekontrolle nicht leuchtet wird der Generator für gewöhnlich nicht erregt. Das passiert dann durch den Restmagnetismus meist erst irgendwo zwischen 2500 und 3500 u/min.

    Halte die sicherlich verbaute Bordspannungsanzeige im Auge, nicht das du die ganze Zeit auf Batterie fährst und irgendwann wieder mit leerem Akku da stehst.

  2. Moin.
    Wie schön, du hast es verstanden und erfolgreich umgesetzt. Warum sich das Biest jetzt noch schüttelt- keine Ahnung.
    Übrigens hatte ich mal einen gut laufenden Motor mit der Schraube gemessen, ohne die Einstellung zu verändern und anschließend mit einer Meßuhr genauso gemessen, die Werte waren identisch.
    Gruß Stefan

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