Die Reifen auf dem Prolo haben eigentlich noch gutes Profil. Aber bei Winterreifen, die alt sind – und meine sind alt – sind vorsichtig ausgedrückt suboptimal. Zuletzt waren sie sogar schon bei Nässe grenzwertig. Klar ist: Für nächsten Winter müssen neue Pneus her.
Es gibt noch Winterreifen in meiner Dimension, aber immer mehr Hersteller nehmen sie aus dem Programm. Zu klein ist die aktuelle Nachfrage danach, dass es sich lohnen würde, das anzubieten. Man könnte das Gestaltungsanlass nennen. Also telefonierte ich mit dem technischen Support von meinem neuen Partner Bridgestone, um Alternativen zu finden. Ich wollte eine Bereifung, die ich noch in Jahren auch auf dem aktuellen Stand der Technik bekomme. Nicht zu groß, aber ein wenig größer durfte es schon sein. Ich fahre derzeit 165/65R13, Serie sind 145/80R13. Nach Berechnung des Umfangs fanden wir heraus: 175/65R14 kommt an den Abrollumfang der Serienbereifung nahe dran. Leider nur nahe. Der Abrollumfang ist um ca. 3,6% größer. Ich solle das mit dem TÜV abklären, dann schreiben sie mir eine Freigabe für den Reifen für das Fahrzeug. Ich wollte 14 Zoll, ab 15 Zoll ist mir zu wenig Gummi auf der Felge beim Polo. Und zu breit will ich auch nicht. Es ist ein kleiner Polo und ein Winterauto.
Ich habe eventuell in meinem Reifenwust noch den Satz Exip Kreuzspeichen in 6J14, die ich einmal auf dem Pornstyler gefahren habe.
Wäre jetzt viel Arbeit die aufzuarbeiten, aber es geht ja erst einmal um die Zulässigkeit. Gutachten rausgekramt, für den Polo 86C zugelassen, aber nur mit 185/50R14. Für den Golf sind 175/65R14 zugelassen. Passen also auf die Felgen.
Mit diesen Infos kontaktierte ich meinen TÜV Ingenieur. Meine Devise ist immer: Wenn Du den TÜV etwas fragst, sein vorbereitet mit Infos, mit denen er auch etwas anfangen kann. Aussage vom TÜV: Eintragen ja, aber nur mit Tachoangleichung. Etwas kleiner darf der Umfang sein, dann zeigt der Tacho mehr an, was unkritisch ist für Geschwindigkeitsübertretungen. Aber der Tacho darf keinen km/h weniger anzeigen.
Also nächstes Puzzleteil nach ich will eine gängigere Reifengröße -> ich muss auf 14 Zoll gehen -> ich brauche eine Tachoangleichung. Und wie bei mir so üblich: es soll wenig bis nix kosten. Vielleicht geht ja auch „nur“ eine andere Tachoscheibe.
In einer Facebook Gruppe bekam ich einen guten Tipp: Im Polo passt der Tacho vom Golf 1. Der Polo hat Wegstrecke 980, der Golf 950. Und auf dem Golf passt die Reifengröße. Bingo! Also brauche ich nur einen Golf 1 Tacho und spare mir die Anpassung. Meinung vom TÜV: Ja, wenn das Signal, also die Drehzahl, die aus dem Getriebe kommt, identisch ist. Den Nachweis habe ich noch nicht. Hat einer eine Idee dazu? Beispielsweise ein Getriebe, das es sowohl im Golf 1, als auch im Polo 86C gab? Eventuell passt auch ein Tacho aus einem späten 32er Passat, da sollte ich noch etwas liegen haben. Mal sehen, was der für eine Wegstrecke hat. Ich hoffe, da greift das Baukastensystem.
Erkenntnis jetzt: Es geht. Was ich noch nicht weiß: Reichen die Corsa Backen für die TÜV gerechte Abdeckung und schleift auch nichts? Jetzt in dieser Phase könnte ich da noch etwas ändern. Dazu brauche ich mindestens eine endgültige Felge und natürlich auch einen Reifen.
Welche Felgen? Eigentlich wären die Exip ganz cool. Aber der Titan hat ja schon Kreuzspeichen und mir fiel wieder ein: Es gibt eine Felge, die selten auf dem Polo zu finden ist. Auf dem Ursprungsfahrzeug zu alltäglich ist, gut verfügbar und mit der ich schon immer einmal etwas anfangen wollte und wahrscheinlich kaum einer auf dem Schirm hat: Die Gullideckel vom BMW E30. Dimension 6J14 passt, Nabenloch ist mit 57,1mm identisch mit VW, ET 35 würde auch passen. Und die Felge wäre alles anderes, als typisch VW. Also fing ich an zu suchen. Selten wurde ich so schnell fündig.
Ein 5er Satz in gutem Zustand – unüblich für mich, ich muss die gar nicht aufarbeiten. Aber der Preis war mehr als fair, so dass ich sie letztendlich für den Preis wieder verkaufen könnte. Bei eBay Kleinanzeigen sind sie meist teurer inseriert. Bei eBay viel teurer.
Das ist jetzt der Stand gestern. Was jetzt fehlt sind die neuen Reifen, oder wenigstens ein Schrottreifen zum Testen. Zudem muss ich jetzt einen Nachweis der Traglast der Felgen suchen. Keine Ahnung, ob es für eine Serienfelge ein Gutachten gibt, oder eventuell einen Räderkatalog von BMW, in der die Felge aufgeführt ist, die Geschichte mit dem Getriebe,… Es ist noch nicht komplett zu Ende recherchiert, aber ich bin auf einem guten Weg.
die Traglast nachzuweisen ist gar nicht nötig, da jeder 3er BMW mehr wiegt als ein Polo. Das kann der Ingenieur im Analogieschluss abnicken.
vielleicht lässt sich der Ingenieur auf eine GPS-Messfahrt für die Tachoangleichung ein. Die meisten Tachos haben eh eine Voreilung. Bei 3,8% Nacheilung durch die Übersetzung kann es gut sein, dass er am Ende genau den richtigen Tachowert ausgibt.
Moin KLE bei unserem TÜVler reicht der Nachweis dass die Felge auf Autos mit höheren Achslasten vom Hersteller original angeboten wurde.
Verduch das doch mal
Warum wechselst Du nicht einfach das auf der Tachowelle aufgesteckte Ritzel im Getriebe? Es gibt 3 oder 4 verschiedene Übersetzungen nach Farbe codiert. Irgendeins wird dann schon das Richtige anzeigen. Du mußt nur rausfinden welches. Die Dinger kosten nen Appel & ein Ei…
„Die Drehzahl, die aus dem Getriebe kommt“, wie Du es nennst, ist nichts anders als die Wegstreckenzahl. (W)
Der Wert gibt die Umdrehungen der Tachowelle pro Kilometer an. Beim Polo wären das dann eben 980 Umdrehungen / Kilometer, beim Golf dementsprechend 950.
Montierst Du jetzt größere Räder, werden die Umdrehungen der Tachowelle pro Kilometer weniger, weil das Rad bei einer Umdrehung mehr Wegstrecke zurücklegt. Somit werden für den Kilometer weniger Radumdrehungen benötigt.
Mit dem Golf Tacho werden für den Kilometer nur 950 Umdrehungen benötigt, also weniger. Genau das, was Du brauchst und die Differenz zwischen 950 und 980 liegt bei etwas über 3%.
Problem gelöst.