Rooooooadtripp!

Ich hatte ja schon den Isuzu KB vorgestellt, den einer auf einem Schrottplatz gefunden hat. Es sind zwar noch einige Fragen offen, aber mein TÜV Ingenieur meinte: Irgendwie bekommen wir den Framo mit dem Rahmen auf die Gasse.

Also habe ich mich durchgerungen: Holen wir den Bock. Aber da waren gleich mehrere Probleme zu klären. Kumpel Oli würde mir wieder helfen, den zu holen, aber der kann derzeit beruflich nur sonntags. Sonntags hat aber der Schrottplatz zu, auf dem der steht. Den Hänger könnte ich haben, aber der Pirat darf nur 1200kg ziehen. Was tun?

Der Wagen stand bei Favata Autoteile in Dreißlingen. So ca. 100km südlich von Stuttgart. Wen kenn ich da? Ich kontaktierte Anna. Die wohnt immerhin in Denkendorf, ist Autonerd und Motorjournalistin. Vielleicht hat sie eine Lösung, das Auto vielleicht nach Stuttgart zu holen? Irgendwann kam ich auf eine sehr schräge Idee: Vor Ort Motor und Getriebe rauswerfen, dann ist die Karre leicht genug und meine Anhängelast reicht aus! Die Idee war so bescheuert, Anna war sofort dabei. Freitag hätte sie Zeit.

Also habe ich Donnerstag den Hänger von Oli geholt und gestern ging es früh um halb sieben los. Erstes Ziel: Denkendorf, Anna abholen.

Und dann weiter zu dem Schrottplatz. Und das Team da vor Ort: Echt der Wahnsinn. Anna hat sich spontan in die Location verliebt. Direkt erst einmal einen Kaffee angeboten bekommen. Die Durchgefaulte Pritsche brauche ich nicht, die haben sie direkt entsorgt. Wollt Ihr lieber in der Sonne schrauben? Komm, wir holen Euch die Karre in die Sonne.

Und dann legten wir los. Den Motor brauchte ich nicht – da hing kein originaler drin, sondern ein Ford V6. Der ist schwierig auf Euro 1 zu bekommen. Einfach zu alt. Obwohl ich auf so alte Technik ja stehe.

An der Karosserie hat einer mal Schweißen geübt. Drücken wir es einmal so aus: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Aber auf die kommt es ja nicht an, der Rahmen ist wichtig und der ist stabil.

Werkzeug und Wagenheber hatten wir dabei. Kühler raus, alle Anschlüsse vom Motor ab, Auspuff abgeschraubt – auch eine wilde Bastelei, die wir vor Ort entsorgt haben, … Ich hatte noch nie mit Anna gemeinsam geschraubt, aber wir erwiesen uns als gutes Team. Spezialgebiet von Anna: dadurch, dass sie relativ klein ist, kommt sie problemlos an Sachen ran – auch ohne Wagenheber.

Und wenn Kraft gebraucht wurde, war ich der Mann der Stunde.

Sensationell: Der Chef des Hauses meinte zur Mittagspause sollten wir leise schrauben. Ich hab´s erst nicht verstanden: Er wollte einfach ein Nickerchen in der Sonne machen. Sensationell. Wir fühlten uns in die Familie aufgenommen. Der Besitzer ist Italiener, hätte uns sogar Tomaten mit Mozzarella gemacht – das ist Anna und mir noch nie passiert.

Die Schrauben gingen bis auf zwei gut raus, keine ist abgerissen, nur eine mussten wir abflexen. Das haben wir alles schon GANZ anders gesehen. Als wir soweit alles gelöst oder abgeschraubt hatten, half uns das Team sogar noch, indem sie den Bock auf die Bühne nahmen und beim Ausbau des Getriebes halfen.

Den Motor hoben sie uns mit dem Radlader aus dem Motorraum. Festgebunden an zwei Sicherheitsgurten, die sie kurzerhand aus irgendeinem Schrottauto schnitten. War ein echt toller Service, den ich nicht als selbstverständlich ansehe.

Bei dem Motor gelang mir ein besonders cooler Coup: Ursprünglich wollte ich den Motor in den Kofferraum laden und mitnehmen. Aber ich konnte ihn direkt an jemanden aus der Gegend weiterverkaufen, der mit dem Hänger kam und mitnahm. Eventuell hätte ich für den Motor mehr bekommen, aber so musste ich ihn nicht mitnehmen, daheim ausladen etc.

Den Wagen aufgeladen, bezahlt und noch ein gemeinsames Foto geschossen.

Wir fuhren noch zu einem Imbiss und dann ging es auf die Piste. Wie man das so macht, auf einem Parkplatz ein Zwischenstopp, ob die Spanngurte alle fest sitzen, oder sich lösen. Macht man so sicherheitshalber.

Anna meinte: Irgendwie stinkt das nach Kupplung oder Bremse. Und leider hatte sie Recht: Eine Felge des Hängers war feuerheiß. Nicht gut. Hänger abgehängt und aufgebockt. Den großen Wagenheber hatten wir ja dabei. Fehlersuche. Radlager oder Bremse? Das Rad drehte sich kaum. Anna telefonierte mit einem Kumpel, der einen Hängerverleih hat, ich mit Oli, dem der Hänger gehört.

Beim Lösen und Anziehen der Handbremse fiel uns schließlich auf: Eines der Handbremsseile am “Mobile” bewegt sich nicht. Festgerostet.

Ich hatte kein WD40 oder Ähnliches im Auto und auf dem Autobahnparkplatz bekamen wir das auch nicht gelöst. Eigentlich hatte ich eine Dose Rostlöser dabei. Dumm nur, dass wir da mit dem Isuzu drübergerollt sind und die Dose das nicht überlebt hatte.

Theorie von Anna: Hätte sie sich am Imbiss ein zweites Bier mitgenommen, wäre das nicht passiert. Das passiert nur an Stellen, wo man keine Getränke kaufen kann, keine Toilette verfügbar ist etc.

Tipp vom Hängerverleiher: Vielleicht lässt sich die Bremse von hinten zurückstellen. Also Rad ab und tatsächlich ein Einstellrad gefunden.

Das Rad wurde frei. Puh! Also weiter zu Anna nach Denkendorf. Und die Bremse? War wieder heiß. Also bei ihr auf den Hof. Da hatten wir dann Sprühöl und die kleine Anna passt so nett unter den Hänger.

Mit einer Grippzange das Stahlseil gegriffen, und immer wieder eingesprüht. Handbremse Gezogen, gelöst, gezogen, … Wir bekamen das Seil tatsächlich frei. Halleluja!

Ich wollte vom Hof fahren, dann ging die Beleuchtung des Hängers nicht mehr. Kurz innehalten und das Kotzen anfangen. Inzwischen war es dunkel geworden. Letztendlich war es ein Wackelkontakt am Pirat.

Verabschiedet und ab auf die Piste. Nach einigen Kilometern etwas zu essen geholt und die Temperatur der Felge gecheckt: Alles im grünen Bereich. Gegen halb 12 war ich dann in Mainz. Abladen? Ne, das war nicht mehr drin.

Auch wenn wir den Ärger mit dem Hänger jetzt nicht gebraucht hätten – ich mach da Oli keinen Vorwurf, beim Abholen rollte der echt problemlos, erst unter Last fing der das Spinnen an – war eine coole Aktion. Danke an Anna, dass sie da mitgemacht hat. Zu zweit macht so etwas viel mehr Spaß. Und natürlich auch an Oli, ohne Hänger wäre das nicht gegangen.

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