Hat sich die Sau gewehrt…

Die Schrauberaktion der letzten zwei Tage wird wohl in die Annalen meiner Schrauberkarriere eingehen. Selten hatte ich so Panik, es dann doch nicht zu schaffen. Ich lege heute als DJ auf und brauchte den Pirat als Transportfahrzeug. Aber der lief ja nicht.

Ich hatte aus eigener Blödheit die ESP getötet, kann man nicht schönreden. Meine verbliebenen drei ESP aus dem Fundus waren in Petroleum eingelegt. Hoffen wir, dass eine frei ist. Jetzt bewährte sich mein Prüfaufbau. Tatsache – eine nahm die Arbeit auf. Supereasy, bauen wir die ein und gut.

Ist natürlich nicht ein gewisser Aufwand. Zahnriemen ab und alte ESP rausschrauben. „Neue“ rein und dann die Steuerzeiten wieder einstellen. Ich habe inzwischen gelernt: Wenn ich mit einer Fülllehre arbeite, wird es noch genauer.

Ist alles zusammen, das Pumpe mit der Messuhr einstellen. Ich entferne dazu inzwischen den oberen Kühlerschlauch – schnell gemacht und man hat etwas mehr Platz – viel zu eng ist das trotzdem. Und wer denkt sich aus die Verlängerung aus glattem verchromten Metall zu machen, dass man es auch ja nicht gut einschrauben kann?

Ich kam auch auf den Trichter, warum ich meine erste Messuhr getötet hatte, die Verlängerung im Rohr ist bei dem günstigen Werkzeug schlichtweg zu lang. Ich habe die um ca. 1 cm gekürzt, dann geht das Einstellen damit auch. Muss man aber erst einmal darauf kommen.

Alles zusammen. Dann kann man ja den Motor starten. Ich mache das vom Motorraum aus, der 32B hat eine praktische Steckverbindung zum Anlasser im Motorraum. Abstecken, Kabel dran und schon kann man vom Motorraum aus starten.

Klar muss man erst einmal leiern, weil die Pumpe leer war. Motor sprang an und ich war komplett mit Diesel eingesaut. Es schoss förmlich aus der ESP quer durch den Motorraum.

Auch bei dieser Pumpe die Dichtung vom Deckel durch? Was wäre das schön gewesen! Ich nahm den Deckel ab und was für eine Scheiße: Das Pumpengehäuse hatte einen Riss!

Ein Fall für die Schrotttonne! Nun stand ich wirklich doof da. Und nun? Bleiben ja noch zwei weitere Pumpen aus dem Fundus. Also zurück zu meinem improvisierten Prüfstand. Das Zusammenschrauben der Pumpen im Schraubstock kann ich inzwischen mit verbundenen Augen, so oft, wie ich das inzwischen gemacht hatte.

Ernüchterndes Ergebnis: die erste Pumpe baute nicht nur keinen Druck auf, sie ist zudem an der Hauptwelle undicht.


Ich bin ja bedingt lernfähig. Also Zettel dran, dass ich das nächste Mal weiß, was los ist.

Muss ich wirklich erwähnen, dass auch die letzte Pumpe den Dienst verweigerte?

Jetzt war guter Rat teuer. Wie gesagt: Ich brauche heute den Pirat. Es war Donnerstagabend. Und irgendwie muss das klappen. Die logische Konsequenz: Erst einmal einen Döner holen zur Stärkung.

Eine ESP hatte ich noch: Die mit der der Motor leidlich lief, aber er lief. Besser als nichts. Eigentlich hatte ich die bereits abgeschrieben.

Ich hatte von der zum Nachsehen, wie es funktioniert, den Deckel abgeschraubt. Den wieder montiert, diesmal jedoch vorher das störende Teil rausgeschraubt, damit der Hebel nicht wieder abbricht.

Die neue Dichtung rein, zusammengesetzt und auf den Prüfstand.

Läuft doch! Was ist das Problem? Das sah ich, als ich das Geweih abschraubte. Da lief das Petroleum in einem satten Strahl heraus das sollte nicht sein, da ist eigentlich ein Ventil drin.

Ah! Da lag also das Problem mit der Pumpe! Ist das wirklich so einfach? Ventil rausgeschraubt und auch eines von der Pumpe mit dem Gehäuseriss. Die ist ja definitiv Schrott. Verglichen. Ja, da ist ein Teil mehr drin.

Ist dieses kleine Teil der Ursprung jeglichen Ärgers? Also das in die Pumpe reingeschraubt.

Und nun wieder das nervige Spiel: Pumpe, Zahnriemen, Steuerzeiten einstellen etc. Jetzt aber! Aber nichts. Der Motor wollte einfach nicht anspringen. Ich probierte dies ich probierte das bis spät in die Nacht. Nichts ging. Der Motor verweigerte komplett den Dienst. Irgendwann gab ich entnervt auf.

Freitag.

Ich hatte die Hoffnung, dass die eine Pumpe, die dicht war, aber nicht arbeitet auf dem Prüfstand sich inzwischen gelöst hätte. Hatte sie natürlich nicht. Ein Trauerspiel. Also weiter an der bestehenden Pumpe. Obwohl alles mit der Messuhr eingestellt hatte die Pumpe nach links und rechts bewegt. Nichts. Den Deckel noch einmal abmontiert, einen anderen montiert, vielleicht hatte ich beim Abnehmen etwas zerstört. Nein. Zum Haare ausraufen.

Zwischenzeitlich hatte ich die Batterie leergeorgelt und arbeitete mit einer zweiten zum Überbrücken, beide an Ladegeräten, die aber nur 4A haben, so schnell konnten die nicht nachladen, wie ich sie leerorgelte.

Ich telefonierte mir das Ohr wund, klapperte einen Telefonjoker nach dem andern ab. Keiner hatte eine ESP greifbar, alle eher ratlos. Bis Marcus, mit dem ich das schon mehrfach zusammengesetzt hatte meinte: Die Pumpe ist sicherlich einen Zahn daneben. Man muss zu meiner Verteidigung sagen: Der Dorn im Pumpenrad sitzt sehr locker. Da ist für meinen Geschmack viel zu viel Spiel. Also Zahnriemen zum gefühlt hundertsten Mal ab. Die Macht der Verzweiflung. Und siehe da:

Alter! Den Stein, der mir vom Herzen fiel konnte man wahrscheinlich noch in Hamburg hören.

Die Einstellung der Pumpe war jetzt nicht exakt so, wie ich es mit der Messuhr eingestellt hatte. Aber ganz ehrlich – gefühlt lief der Motor nicht so rund, als mit der Uhr eingestellt. Es war schon spät und ich dachte mir: Arschlecken! Der läuft rund. Lassen wir erst einmal so, eh ich es verschlimmbessere.

Der Gashebel, den ich der Demontage des Deckels abbauen musste wieder in einer vernünftigen Stellung zu montieren, war noch Fummelarbeit. Erschwerend kam dazu, dass beide Batterien wieder leergeorgelt waren. Zeitverzögerung, aber darauf kam es nun auch nicht mehr an. Es war zu meistern.

Als ich es geschafft hatte, ließ ich den Motor erst einmal eine Weile laufen, damit die Batterie lädt. Aus dem Auspuff qualmte er weiß, was mich nicht weiter beunruhigte. Durch das ewige Geleiere war eben viel unverbrannter Diesel im System, nahm auch nach und nach ab.

Aber wenn man Scheiße am Hacken hat, hat man Scheiße am Hacken. Unter dem Auto bildete sich eine Pfütze Kühlwasser. Die Ursache war der Kühlerschlauch, den wir schon bei der Techno Classica eingekürzt hatte, er war wieder gerissen. Am der Stelle, an der wir ihn damals eingekürzt hatten.

Ganz ehrlich? Es war gut, dass es gestern passiert ist. Denn in der Werkstatthölle hatte ich Ersatz von Schlachtfahrzeugen. War schnell gefunden und eingebaut.

Wäre mir das erst auf der Piste aufgefallen, es wäre wieder eine Aktion geworden mit ADAC etc. Muss ja nicht sein.

Die Heimfahrt war sozusagen die Probefahrt. Und der Motor läuft echt gut trotz fehlender Kompression. Ruckelfrei, nimmt gut Gas an. Anscheinend war wirklich dieses vermaledeite Ventil die kleine Ursache, die so viel nach sich gezogen hat. Hiermit erkläre ich dieses Ventil zum Arschloch des Monats – ach des Jahres!

7 thoughts on “Hat sich die Sau gewehrt…

      1. Der Moment, wo man sich Gedanken macht, ein brandneues Auto zu fahren mit Garantie, Full-Service-Werkstatt und Mobilitätsservice vom Hersteller und den ganzen Scheiß nicht mehr zu haben.

        Und am nächsten Tag freut man sich wieder über den alten Wagen und alles jünger als 10 Jahre ist „Neuwagenscheiße“

  1. Kleine Ursache große Wirkung
    Immerhin läuft der Traktor wieder da is der defeke Schlauch vor Ort nur ne Randbemerkung

    An die vorredner lieber nen 30 Jahre alten Schlauch als gar keinen zur Hand

  2. Glückwunsch. Da ich deinen Absteckdorn nicht kenne: Wegen zu geizig für das richtige nehm ich ne M16 Gewindestange. Hat immer gepasst bisher.

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