Sowas geht eigentlich nie glatt…

Das Fahren mit dem Pirat wurde immer weiter zur Qual. Ein Zylinder lief im unteren Drehzahlbereich nicht richtig mit, wenn er kalt war, qualmte er. Es war schlimm. Automechanika war vorbei, Teile hatte ich eigentlich besorgt. Wenn man das im Selbsthilfebuch liest, ist es ein Spaziergang. Könnte man das an einem Tag schaffen, den Zylinderkopf zu wechseln? Ab in die Werkstatthölle, Herausforderung akzeptiert. Ich musste in der Vorhölle schrauben, der Prolo steht in der eigentlichen Hölle.

Dann ging´s los. Wasser ablassen und eben alles am Zylinderkopf abschrauben, was die Demontage verhindert. In der Theorie easy. Bei den meisten Teilen auch in der Praxis. Aber als erstes wehrte sich eine Verschraubung einer Dieselleitung an der ESP.

Muss ich dazuschreiben, dass es die Verschraubung war, an die man am schlechtesten drankommt? Eigentlich nicht, denn das ist immer so. Normal kann man da an der Verschraubung gegenhalten – wenn da der Sechskant nicht schon rundgedreht gewesen wäre. Das Problem hatte schon einer vor mir. Was machen? Pffft. Zu was hab ich einen Fundus! Da half nur Gewalt. Töten wir eben die Leitung – äh nein, machen wir Kunst.

Leitungen habe ich mehrere in der Kiste und eine ESP fand sich auch, von der ich die Verschraubung an der Pumpe nehmen kann und als Dummy das verkorkste Teil reinschrauben konnte.

Das war ärgerlich, aber kein Problem. An anderer Stelle habe ich ein echtes Problem. Bei der Demontage des Turbos kam es zu der alten Schrauberweißheit: Nach fest kommt ab. Eine Schraube ist abgerissen.

Ich dachte Glück im Unglück: Es steht noch Schraube ab. Da kann man etwas machen.

Genau gesagt: Mutter aufschweißen. Dann kann man anständig ein Werkzeug ansetzen und die Hitze löst die Schraube. Gedacht, getan. Vorher natürlich die Öffnung zugestopft, damit nichts in den Turbo fließt.

Und nicht nur einmal. Ich hab vielleicht 8 Muttern aufgeschweißt. Und immer wieder riss das wieder ab – und nahm wieder ein Stück der Schraube mit, die wurde immer kleiner, bewegte sich aber keinen Mikrometer. Es ist zum Haare Ausraufen. Ich hasse es, Schrauben aufzubohren und Gewinde neu zu schneiden. Rausgebracht habe ich das nicht gestern.

Bevor ich den Zylinderkopf abgebaut habe, habe ich den Motor auf OT gedreht. Den Zahnriemen mache ich auch neu. Eigentlich habe ich da noch Guthaben, aber ich muss den ja eh neu auffädeln und da wäre es Unsinn, den nicht gleich mit neu zu machen. Eigentlich braucht man etwas Spezialwerkzeug, das kann man aber improvisieren. Die Einspritzpumpe wird mit dem Zahnriemen angetrieben, die muss man fixieren. Ich hab einfach eine Schraube so lange mit Klebeband umwickelt, bis es passte.

Noch brauchte ich das zweite Spezialwerkzeug nicht, aber ich hab es schon einmal getestet – eigentlich einen Winkel, aber ein Flacheisen tut es auch, um die Nockenwelle zu fixieren. Ich nahm einfach etwas aus der Bastelkiste und musste es nur leicht flacher schleifen, bis es saugend passte und nicht herausfällt.

Bei den Kopfschrauben hatte ich auch Angst, dass ich eine abreiße – scheiße waren die festgeochst. Ging aber gut aus- Und dann sah ich schon auf den ersten Blick, wo der Hase im Pfeffer liegt. Genau das, was ich dachte: In einen Zylinder kam Wasser. Zudem drückte er Öl am Rand raus.

Dass der nasse Zylinder nicht vernünftig laufen kann, ist klar. In den Zylinder daneben ist auch Öl gekommen. Die Kopfdichtung war so etwas von durch.

Und wie sieht der Zylinderkopf dazu aus? Ich hatte ja die Vermutung, dass der drüber ist.

Erinnert Ihr Euch, wie ich gefeiert hatte, dass mein Reservekopf keinerlei Risse hat? So kann es dann auch aussehen.

Die Risse zwischen den Ventilen sind nicht ganz so tragisch. Die Motoren laufen auch problemlos, wenn sie da gerissen sind. Aber gleich drei Zylinder haben einen Riss zur Wirbelkammer. Das ist dann das Todesurteil für den Kopf. In Fachkreisen nennt man das wohl Schrott.

Die Auflage des Motorblocks musste ich natürlich sauber machen. Da fiel mir in einem Kanal etwas Ungewöhnliches auf. es schaute nur eine kleine Spitze heraus, an der ich einmal zog.

Äh ja, was ist denn das? Irgendeine Gummidichtung. Wie kommt die denn da rein?

Vielleicht ein Rest einer Thermostatdichtung, die durch den Motor gewandert ist? Sachen gibt´s… Lauter Sachen, die die Lebensdauer eines Motors verkürzen. Die Fläche habe ich natürlich sauber gemacht, Dichtungsreste entfernt.

Fertigmachen konnte ich es gestern nicht, nicht nur wegen der abgerissenen Schraube am Turbo. Bevor ich die Teile bestellt habe, musste ich checken, welche Zylinderkopfdichtung ich brauche, es gibt drei verschiedenen Dicken, die mit Löchern markiert sind. Je mehr Löcher, desto dicker. Das hat mit dem Kolbenüberstand zu tun. Zu dünn, knallt der Kolben gegen den Kopf, zu dick fehlt Leistung. Im eingebauten Zustand sah ich nur 2 Löcher.

Aber da sitzt die Glühkerze drüber. Könnten auch drei Löcher sein, also fühlte ich mit einem Draht und konnte kein drittes Loch fühlen. Es sind aber 3, wie ich an der ausgebauten Dichtung jetzt sehe.

Das dritte Loch war nur mit Pampe zugesetzt. Mir blieb nichts anderes über, als bei einem lokalen Händler zu bestellen.

Weiter am neuen Zylinderkopf. An dem war eine Glühkerze abgebrochen.

Kann sein, dass die anderen noch gut sind. Aber wer schon einmal Glühkerzen an einem eingebauten Kopf zu wechseln eine Arbeit ist, die einen animiert, neue Flüche zu erfinden. Es ist da einfach kein vernünftiger Platz zum Schrauben. Deshalb habe ich gleich vier neue Glühkerzen geordert und reingeschraubt.

Die Schläuche zwischen den Einspritzdüsen habe ich gegen die vom alten Kopf getauscht, es fehlte aber auch ein Wasserflansch. Den hatte ich am alten Kopf, aber keine Dichtung. Also habe ich mir die aus Dichtungspapier geschnitten.

Ich hab zusätzlich ein wenig Dichtmittel verwendet. Sicher ist sicher.

Heute geht´s weiter. Hoffen wir, dass am Abend der Wagen wieder fährt.

2 thoughts on “Sowas geht eigentlich nie glatt…

  1. Erinnert mich an eigene Schraubereien:
    Ich hatte mal ein Auslassventil im Endtopf eines gebrauchten Auspuffs gefunden.
    Ich hatte mal versucht, Dehnschrauben zweimal zu verwenden. Ja … ach, so ein Motor läuft auch mit neun Zylinderkopfschrauben. *sic*

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